Fach- und Sonderschulen Städtische Gewerbeschule
Die Gründung von Sonntagsschulen in Sachsen ging auf das Bestreben der Staatsregierung zurück, Industrie und Gewerbe tatkräftig zu unterstützen. Die „Königlische Landes-, Oekonomie-, Manufaktur- und Commerziendeputation“, die die Leitung des gewerblichen Schulunterrichts im Königreich Sachsen inne hatte, versuchte den Mangel an Gewerbeschulen durch Sonntagsschulen zu minimieren. 1828 wurde zu diesem Zwecke eine Sonntagsschule in Zwickau und 1829 eine in Chemnitz gegründet.
Am 24. September 1831 wurde Plauen für die Gründung einer Sonntagsschule seitens des Landtages eine Unterstützung bewilligt. Auf Anregung des amtierenden Kreishauptmanns von Zetzschwitz bildete sich unter dem Vorsitz des Superindenten Dr. Fiedler ein Ausschuß, dem Kaufmann Brückner, Fabrikant Franke, Instrumentenmacher Vogel, Böttchermeister Schneider und Konrektor Pretzschner angehörten. Die Stadt Plauen stellte im Lyceum zwei Lehrzimmer kostenlos zur Verfügung.
Die feierliche Eröffnung der Sonntagsschule erfolgte am 22. Januar 1832. Als Lehrfächer waren bestimmt. Als Lehrer konnten gewonnen werden. Dem Wunsch der Landesregierung, den Lehrplan mehr in Richtung des technischen Unterrichtes auszurichten, sprich einen mathematischen und physikalischen Lehrkursus anbieten zu können, war erst mit ausreichend finanziellen MItteln und und der Einstellung weiterer Lehrer möglich.

Insgesamt 254 Gesellen und Lehrlinge hatten sich am Eröffnungstag für den Besuch der Sonntagsschule angemeldet, wobei es sich bei den ersten Prüfungen herausstellte, daß ein Großteil der Schüler weder lesen, schreiben noch rechnen konnte. Die Begeisterung der Schüler ließ aber sehr schnell nach, was sich in der schwindenden Anwesenheit derselben bemerkbar machte. Selbst der Zwang und der Ausschluß einzelner Schüler brachte keinerlei Verbesserung. Der Versuch die Innungen, die sich zum Teil gegen einen Zwang zum Schulbesuch aussprachen, und das Ministerium des Inneren in die Problematik mit einzubeziehen scheiterte ebenfalls. Einige wenige Innungen drängten auf einen Besuch der Schule durch ihre Lehrlinge und Gesellen. So gab es, nach der anfänglichen Euphorie, im Jahre 1835 gerade einmal 54 Schüler. Erst der Eintritt des Stadtrates in den Vorsitz der Schule ..........

Michaelis 1836 erhielt sie die Bezeichnung „Gewerbliche Sonntagsschule“.
1857 wurde sie in „Handwerkerschule“ umbenannt.
1876 wurde die Handwerkerschule mit der allgemeinen Fortbildungsschule verschmolzen.und erhielt die Bezeichnung "Gewerbliche Fortbildungsschule". Die wissenschaftlichen Fächer, wie Deutsch, Rechnen und Geometrie, wurden an der Fortbildungsschule abgehalten, während die technischen Fächer und der Zeichenunterricht bei der ehemaligen Handwerkerschule verblieben.
Am 20. November 1911 in „Städtische Gewerbeschule zu Plauen i.V. “ umbenannt.


- 1913 Umzug der Gewerbeschule in das ehemalige Gymnasiumgebäude in der Seminarstraße


Zusammensetzung der Gewerbeschule (1931-1933):

Tagesabteilung mit 32 Wochenstunden Pflichtunterricht im ersten und 10 Stunden im zweiten Schuljahr
- Elektrotechnik
- Maschinenbau
- Metallgewerbe

Lehrlingsabteilung mit dreijähriger Schulpflicht und wöchentlich 9 bis 10 Stunden Unterricht
- Buchbinder
- Buchdrucker
- Schriftsetzer
- Steindrucker
................

Abteilung für gewerbliche Frauenberufe mit dreijähriger Schulpflicht und wöchentlich neun bis 10 Stunden Unterricht
- Blumenbinderinnen
- Damenschneiderinnen
- Friseusen
- Putzmacherinnen

Abteilung für wahlfreien Unterricht


Technische Mittelschule (bis Ostern 1929)


Technische Abendschule (seit Ostern 1928) mit dreijähriger Schulpflicht und wöchentlich 16 Stunden Unterricht


                                                                                           
  Jahr   Schüler   Jahr   Schüler   Jahr   Schüler   Jahr   Schüler   Jahr   Schüler   Jahr   Schüler   Jahr   Schüler   Jahr   Schüler   Jahr   Schüler   Jahr   Schüler   Jahr   Schüler    
                  1850       1860   267   1870       1880   319   1890       1900   639   1910       1920   3400   1930        
                  1851       1861   279   1871       1881   282   1891       1901       1911   490   1921   3340   1931   2695    
                  1852       1862   234   1872       1882       1892       1902       1912   544   1922   3413   1932   1789    
                  1853       1863   257   1873       1883       1893       1903       1913   687(???)   1923   3664   1933   1545    
                  1854       1864   278   1874       1884       1894   427   1904       1914   842   1921       1934        
                  1855       1865   237   1875       1885       1895       1905       1915   956   1922                
                  1856       1866   184   1876       1886       1896       1906       1916   918   1923                
                  1857       1867   264   1877       1887       1897       1907       1917   878   1927                
                  1858   251   1868   217   1878       1888       1898   522   1908       1918   1614   1928                
                  1859   266   1869   256   1879       1889       1899   597   1909       1919   2768   1929   2400(???)            



Infolge der starken Entwicklung der Gewerbeschule reichten die Räumlichkeiten des im August 1913 bezogenen Schulgebäudes Seminarstrasse 13 nicht mehr aus. Der Schule wurden daher ab 1. Mai 1918 sowohl das benachbarte Schulgebäude der Hilfsschule Semniarstrasse ??? als auch, ab Ostern 1919, das Gebäude der 4. Bürgerschule (Krausenschule, Strassberger Strasse) zur Verfügung gestellt.


städtische Fachgewerbeschule für Musterzeichner
Sie trat Ostern 1921 an die Stelle der bis dahin an der staatlichen Kunstschule für Textilindustrie bestehenden Abteilung für Musterzeichnerlehrlinge. Untergebracht war sie im Gebäude der Vogtländischen Spitzen- und Stickerfachschule Heubnerstrasse 1. Die Leitung hatte der Direktor der Vogtländischen Spitzen- und Stickerfachschule, Oberstudiendirektor Hempel, inne. Die Schule hatte die Aufgabe, Musterzeichnerlehrlinge der Spitzen-, Gardinen- und Tapisserieindustrie für ihren Beruf nach Maßgabe des Herstellungsvorganges der einheimischen Industrieerzeugnisse auszubilden. Die Dauer der Ausbildung betrug mindestens ein Jahr oder einen kompletten Kursus. Ostern 1927 wurde eine Gehilfenklasse angegliedert, die für nicht mehr fortbildungspflichtigen Entwerfer gedacht war. Ihr Unterricht umfasste fünf Wochenstunden. 1930/31 waren insgesamt eine Unter-, eine Mittel-, zwei Ober- und eine Gehilfenklasse mit insgesamt 107 Schülern vorhanden. Die Schule besaß insgesamt sechs Werkstätten für die Spitzenzeichner, die Handstickerei und Tapisserie sowie für die Gardinenstickerei.

Staatliche Industrieschule und die Kunstgewerbliche Fachzeichenschule

     
1877   am 2. Mai Eröffnung einer "Städtische kunstgewerblichen Fachzeichenschule zu Plauen i. Vogtl."
    Direktor: Prof. Richard Hofmann (*1852 +1904)
    Unterbrinung im Frankschen Haus
    Ausstellung von Schülerarbeiten der gewerblichen Zeichenschule in Dresden als Werbung für die neue Schule
     
1878 9. Oktober Übergabe der Vorlage- und Mustersammlung zur freien Benutzung für die Bevölkerung
1878   Schaffung einer textilen Vorbildersammlung an der Schule als Grundlage für zyklische Wanderausstellungen in die Zentren der Textilindustrie Eibenstock/Erzg., Falkenstein, Frankenberg, Glauchau, Meerane, Oelsnitz/Vogtl., Reichenbach/Vogtl.
     
1879   Beteiligung an Kunstgewerbe- und Gewerbeausstellungen in Leipzig und Plauen
     
1883   im Herbst Beteiligung in Zwickau an der Ausstellung der gewerblichen Schulen des Regierungsbezirkes Zwickau mit grossem Erfolg
     
1884   im Januar Ausstellung in Räumlichkeiten des Altenburger Kunstgewerbevereins nach dem Erfolg in Zwickau
    Ausstellung in Stuttgart im dortigen Königsbau
     
1886   im Januar Ausstellung von Schülerarbeiten im Schönburgschen Palais zu Dresden
    Erhebung der Fachzeichenschule zu einer Staatsanstalt; Gewährung eines jährlichen Zuschusses seitens des Staates in Höhe von 20000 Mark
    Erweiterung der Schulräume und teilweise Nutzung der Heynigschen Villa
     
    vom 23. September bis 3. Oktober 1888 Ausstellung der gewerblichen Schulen Sachsens in Dresden
    Umzug der Fachzeichenschule in ihr neues Gebäude als "Königliche Industrieschule"
     
1888 8. Februar Gründung des Vogtländisch-Erzgebirgischen Industrievereins.
Ehrenvorsitzender Geheimer Kommerzienrat Otto Erbert, Plauen.
Geschäftsführer Hofrat Prof. R. Hofmann, Plauen.
1891   Umbenennung: "Königliche Industrieschule zu Plauen i. Vogtl.".
    3. Okt. neue Einrichtung eingeweiht.
    Angliederung einer öffentlichen kunstgewerblichen und textiltechnischen Bibliothek, Tapetensammlung und Textilmuseum.
    Zweigabteilungen in Auerbach, Eibenstock, Falkenstein und Oelsnitz/Vogtl.
     
1904   "Königl. Sächs. Kunstschule für Textilindustrie Plauen i. Vogtl."
    Direktor: Prof. Albert Forkel (*1864 +1921)
    drei Hauptabteilungen: Musterzeichnerschule,Web-und Maschinenstickschule, Fabrikanten-und Frauenarbeitsschule
     
1913   Margarete Naumann, Mitglied des DWB. Ausstellung im Dresdner Künstlerhaus: "Die handwerkliche Papier-Gestaltungslehre." Beinhaltete schon nachweislich elementare Methodik zur späteren Gestaltungslehre am Bauhaus von Albers und Moholy Nagy und sollte von Prof. Forkel in die Ausbildung an der "Textil-Kunstschule Plauen i. Vogtl." integriert werden.
1914   Cölner Werkbundausstellung. Naumann stellt Arbeiten der Margaretenspitzentechnik in der "Einheit von Kunst und Handwerk" als Verbindung zum industrieellen Prozess in Kongenialität zu den gestalterischen Reformbemühungen der Maschinenspitze des DWB-Mitgliedes Prof. Forkel aus.
1914/15   Erstmalig wird an der Plauener Einrichtung als deutschlandweiter Versuch eine Abt. für "Textil-und Flächenkunst" für begabte Mädchen eröffnet und mit Erfolg integriert.
1918   Umbenennung: "Königl. Sächs. Kunstschule für Textilindustrie Plauen i. Vogtl." Direktor: Prof. Albert Forkel
1918   Umbenennung: "Staatliche Kunstschule für Textilindustrie Plauen i. Vogtl." Direktor: Prof. Albert Forkel
1918   Direktor Prof. veröffentlicht seine deutschlandweit Beachtung findenden "Programmatischen Thesen zur Umgestaltung der textilen Fachschulen Sachsens und der Staatlichen Kunstschule für Textilindustrie Plauen i. Vogtl.".
1918/19   Einführung einer Assistententätigkeit an der Einrichtung. Otto Müller, ein Absolvent dieser wird dafür angestellt. Entwickelt gemeinsam mit Prof. Forkel ein "textiles Naturstudium" als Bestandteil des Grundlagentudiums. OME wird später Mitglied der Berliner Künstlervereinigung "Der Sturm". ( Künstlerpseudonym OME-Otto Müller Eibenstock). 1933 von den Nationalsoziasmus der "Entarteten Kunst" zugeordnet und mit Mal- und Ausstellungsverbot belegt.
1919   Bahnbrechende Gestaltungsweiterentwicklungen der Maschinenspitze an der Staatlichen Kunstschule für Textilindustrie in Vorwegnahme der später geforderten Einheit von "Kunst und Industrie". Prof. Forkel fordert als erster im Vogtland den Aufbau eines Forschungsinstitutes "Für textile Kunst und Kulturentwicklung" an der "Textil-Kunstschule Plauen i. Vogtl.".
1920   Gründung "Plauener Spitzenkünstlergruppe" mit fortschrittlichen Plauener Firmen wie Schröder & Co., Wilhelm Berkling, Fischer & Co. Walter Poppitz jun., den Kunsthandwerkern und Spitzenkünstlern Albert Forkel, Emil Knoll, Georg Görschen, Richard Ullmann, Kurt Stoß und Margarete Naumann- Dresden. Ein Teil der vogtländisch-erzgebirgisch-sächsischen Textilindustrie; die Lehre und Forschung an der "Staatlichen Kunstschule für Textilindustrie" trugen wesentlich über die Gestaltung von textilen Flächengebilden, deren Technologie und Technik zu einer Demokratisierung nicht nur des Massenproduktes sondern auch zu seiner Verwertung bei.
1921/22   Verständnislosigkeit für zukunftsorientierte Prozesse innerhalb der deutschen Kunstschulreformbewegung und persönliche Befindlichkeiten nicht nur von Plauener Industriellen mit den Zielen der Textilkunstschule unter Prof. Forkel führten zur Herauslösung der Musterzeichnerausbildung aus dieser. Aufsichtsbehörde wurde der Rat der Stadt Plauen, Leiter der Ausbildung Prof. Hempel welcher von einem extra gebildeten "Schulausschuß", dem "Vogtl- Erzg.- Industrieverein" und der "Vereinigung zur Hebung der Spitzenindustrie Plauens i. Vogtl." unterstützt wurde
1922   1922-1934 Direktor Prof. Karl Hanusch (*1881 +1969)
(Amtseinführung durch den Vertreter des Sächs. Wirtschaftsministeriums zu Dresden Ministerialrat Dr. Klien)
1922   3 Fachklassen: Möbelstoff, Fuß-und Wandteppiche, Druckstoffe, Tapeten und bunte Gardinen (Madras). Spitzen und Stickereien, englische(gewebte) Gardinen und Tapisserien. Kunstgewerbliche Textilarbeiten (Außenstelle: Submissionsamt Dresden). Einführung der Fachgebiete und Fächer Textilkunst, Teppich-Wirkerei (Gobelin), dekorative Malerei, modische Illustration, Schnittgestaltung verbunden mit intensivierter experimenteller Atelier-und Werkstättenarbeit (Unikate) unter Anleitung von Werkmeistern erweitern das Lehrangebot der Textil-Kunstschule mit ihren Außenstellen für Studienbewerber aus ganz Deutschland. Bedeutung Prof. Hanusch: als bildender Künstler der Industrie über Forschung und Lehre die Herausbildung des Industriealdesigners mit befördert zu haben.
1925   Prof. Hanusch beruft Otto Lange als Prof. für Formenlehre und freies Gestalten, Weiterentwicklung der textilen Ornamentgestaltung. OL (signiert damit Arbeiten) ist Mitglied der Dresdner Gruppe "Sezession 1919"
1926   Prof. Hanusch beruft Johannes M. Avenarius als Prof. für Ornamentmalen, Entwerfen und Kunstgeschichte
1927   Prof. Hanusch wird in den Museumsrat der deutsch-österreichischen Museumsverwaltung berufen
1928   Prof. Hanusch beruft Wilhelm (Will) Heckrott als Prof. für Malen und Zeichnen. Stoff- und Studienplan von Heckrott für Farbenlehre an der Textilkunstschule erarbeitet und eingeführt. Gründungsmitglied der Dresdner Gruppe "Sezession 1919"
1931   Berufung des Grafiker Winkler für Formen-und Werklehre sowie Schriftgestaltung
1933   Artikel in der Zeitschrift -Freiheitskampf- "Kulturbolschewismus an der Plauener Kunstschule"
1933   Vom 7. Juni- 15. Juni werden Direktor Prof. Hanusch, die Lehrprofessoren Avenarius, Heckrott, Lange in Plauen von nationalsozialistischen Kämpfern in Schutzhaft genommen. Ein einmaliger Vorgang an deutschen Kunstschulen und Kunstakademien. Die vier Professoren werden wegen "angeblicher bolschewistischer Auffassungen" fristlos von ihrer Lehrtätigkeit entbunden. Danach initiierte Prozesse, wie durch den sächsischen Gauleiter Mutschmann (ehemaliger Plauen Fabrikant), denen Ausstellungs-, Berufs- und Lehrverbote, sowie Ausschluss aus der Reichskulturkammer folgen
1933   Kommissarischer Leiter: Prof. i. R. Studienrat Paul Lorenz
1934   "Staatliche Kunst-und Fachschule für Textilindustrie Plauen i. Vogtl."
1934   Direktor: Studienrat Georg Schauer (*1900 +1989)
1935   Einführung von Studentenausweisen an der Einrichtung
1935   Städtische Fachgewerbeschule für Musterzeichner, Sächsische Höhere Fachschule rückwirkend zum 1. April 1934 in die Staatliche Kunst-und Fachschule für Textilindustrie integriert, um die damit seit Hanusch "verloren" gegangene Industriebezogenheit wieder herzustellen
1935   Nach Gründung eines "Ausschuß für Förderung der Spitzen aller Art, der Posamenten und der Perlstickerei" wird dieser beauftragt die Modeabteilung an der Textilkunstschule zu unterstützen und den Einsatz von Spitzen- und Stickereiprodukten in der Modebranche zu fördern. Dieses Vorhaben, schon von Prof. Hanusch in Zusammenarbeit mit Wiener Werkstätten geplant, blieb aber nun dem provinziellen verhaftet und erfuhr weder angestrebte nationale sowie internationale Bedeutung für die Wirtschaft
1937   Berufung von Metz als Fachlehrer und Werkstätten/Atelierleiter für das Fachgebiet Weberei an die "Textil-Kunstschule Plauen i. Vogtl.". Metz wird 1939 zur Wehrmacht einberufen
1939   Kommisarischer Leiter der "Staatlichen Kunst-und Fachschule für Textilindustrie Plauen i. Vogtl.". Studienrat Kuno Blässig. Schauer wird zur Wehrmacht einberufen. Die personelle und fachlich-künstlerische Substanz des Lehrkörpers an der Einrichtung wird weiter dezimiert und damit fällt die einstmals singuläre Textil-Kunstschule innerhalb Deutschlands und Europas in die Bedeutungslosigkeit
1942   Umbenennung in "Staatliche Meisterschule für Textilindustrie zu Plauen mit Bücherei und Textilmuseum" Direktor: Studienrat Kuno Blässig
1944   Einstellung des Lehrbetriebes mit der Verpflichtung der verbliebenen Studenten als Zeichner in die vogtländische Rüstungsindustrie
1945   Zerbombung des Kunstschulareals mit seinen Werkstätten und der umliegenden Gebäudestruktur
     
     


Die Schule umfaßte drei Hauptabteilungen - eine Musterzeichnerschule mit einer Web- und Maschinenstickerschule, eine Fabrikanetenschule und eine Frauenarbeitsschule. Sie besaß umfangreiche Sammlungen - eine Bibliothek mit Vorbildersammlungund öffentlichem Zeichensaal, ein Museum für Textilindustrie, eine Sammlung von Gipsmodellen und eine Sammlung von Naturalien. Zu den drei Hauptabteilungen kamen später noch Abendkurse für Musterzeichnerlehrlinge hinzu.
Die Industrieschule bezweckte die Ausbildung von Musterzeichnern und weiblichen Arbeitskräften für die vogtländische Industrie. Sie übernahm außerdem den Zeichenunterricht für die Sondergewerbe, die Ausbildung von Zeichenlehrern, sowie eine zeichnerische, web- und sticktechnische Aubildung von jungen Fabrikanten. Zur Aufnahme in die Musterzeichnerschule war eine Ausbildung an einer Volksschule und das Ablegen einer Prüfung im Zeichnung erforderlich. Ältere, selbständige Personen konnte mit Zustimmung des Direktors als Hospitanten oder Hospitantinnen ihre Ausbildung vervollständigen. Der Ausbildungszeitraum erstreckte sich in der Musterzeichnerschule über 4,5 Jahre und an der Frauenarbeitsschule über 1,5 bis 2 Jahre. In der Fabrikantenschule wurde der Ausbildungszeitraum operativ, taktisch zwischen dem Schüler und der Schule ausgehandelt.
Das Museum der Schule bestand aus sechs Abteilungen - je einer für Stickerei, Spitzen, Weberei, Gardinen, bedruckte Stoffe und für Posamenten. 1900 zählte das Museum schon etwa 10000 Gegenstände.
Seit dem 24. Juni 1903 führte die Schule die Bezeichnung "Königlische Kunstschule für Textilindustrie".
1908 umfasste das Museum 18062, die Modellsammlung 1208 und die Materialiensammlung 1192 Gegenstände. Die Bücherei umfasste 5622 Bände. Die Besucherzahl betrug in diesem Jahr 10105 Personen.
Neben der Ausbildung der Musterzeichnerlehrlinge gab es die Fachzeichenstunden an der allgemeinen Fortbildungsschule. Seitens der selbständigen Zeichner wurde daher ein Antrag auf gleichmäßige Ausbildung aller Lehrlinge gestellt, der am 23. Februar 1911 vom Ministerium genehmigt wurde. Soweit die Klassen in der Kunstschule nicht untergebracht werden konnten, wurden sie im ehemaligen Handelsschulgebäude Melanchthonstrasse 11 untergebracht. Bis 1921 stand die Abteilung unter der Leitung des Direktors der Kunstschule Albert Forkel. Der erste Weltkrieg führte zur Schliessung der meisten Zeichenlehrwerkstätten.

1921 hatte das Submissionsamt Dresden mit Genehmigung des Wirtschaftsministeriums im Gebäude der staatlichen Kunstschule für Textilindustrie eine Abteilung für textile Handwerkerkunst eingerichtet. In ihr sollten jährlich bis zu 20 Mädchen zu selbständigen Kunsthandwerkerinnen ausgebildet werden. Die Schule war als eine Einrichtung im Sinne des Gesetzes vom 3. April 1880 gedacht und führte den Namen "Margaretentechnik, Abteilung für textile Handwerkerkunst des Submissionsamtes Dresden in Plauen i.V.".Die Leiterin der Schule war die Erfinderin des Verfahrens Margarete Naumann.
1925 sah sich das Submissionsamt gezwungen, seine finanzielle Unterstützung hinsichtlich der Margaretentechnik wesentlich einzuschränken. So war eine strenge Trennung zwischen Schule und Arbeitsstube angedacht, wobei in letzterer hergestellte neue, absatzfähige Handelsware verkauft und mit deren Erlösen die finazielle Ünterstützung der Abteilung gesichert werden sollte. Die für diese Umstellung erlassene und vom Wirtschaftsmiisterium genehmigte Geschäftsaordnung wurde jedoch von Frl. Naumann abgelehnt. Die Konsequenz war eine Schliessung der Abteilung.
1941 führte die Schule die Bezeichnung "Staatliche Kunst- und Fachschule für Textilindustrie zu Plauen (Vogtl.)". Sie zerfiel in die Abteilungen Kunstschule und Fachschule. Die Fachschule selbst gliederte sich in:
Die Modeschule wurde im Jahre 1937/1938 der Kunstschule angeschlossen und umfasste eine eine Meisterinnen-, eine Direktricen- und eine Modezeichenklasse. Die Leiterin der Modeschule war Frau Hildegard Gersthofer.
1935 wurde ein Maschinenhaus fertiggestellt, das mit den modernsten Web- und Stickmaschinen ausgestattet war.


Staatliche Bauschule
Sie bestand seit dem Jahre 1840 und war zusammen mit der Königlichen Gewerbeschule im Bürgerschulgebäude in der Syrastrasse untergebracht. 1854 zog sie in das Schulgebäude am Schulberg.

Seit diesem Jahre bildete sie eine selbständige, dem Ministerium des Inneren unterstehende technische Fachschule. In ihr wurden junge Baugewerker zu Maurer- oder Zimmermeister ausgebildet. Der Unterrichtsstoff bestand überwiegend aus Zeichnen, perspektivisches Zeichnen, Projektionen und Konstruktionslehre. Die Schüler mussten mindestens 15 Jahre alt sein, zwei Halbjahre als Maurer oder Zimmerman tätig gewesen sein und den Besuch einer guten Volksschule nachweisen können.
1894 wurde für die Schule an der Ecke Kaiserstrasse und Schildstrasse auf Staatskosten ein neues Schulgebäude errichtet.

Ab Ostern 1900 war mit der Schule ein Vorbereitungskurs verbunden, der die Ausbildung im Rechnen, der deutschen Sprache und im technischen Zeichnen bezweckte. Leiter der Schule war bis 1901 der Architekt Prof. Emil Löwe, der am 1. Juli 1901 nach Dresden abberufen wurde. Neuer Leiter wurde der dienstälteste Lehrer der Schule, Oberbaurat Ingenieur Prof. Albert. Bis zur Jahrhundertwende waren mit ihr die Sünderhauf- und die Roßbach-Stiftung verbunden. Ab dem 27. Oktober 1904 erfolgte der Unterricht ganzjährig. Durch Verordnungen des Ministeriums des Inneren wurden 1908 und 1909 neue Lehrpläne mit veränderte Unterrichtsverteilung eingeführt sowie neue Bestimmungen für die Königlichen Bauschulen erlassen. 1908 wurde die Unterrichtszeit um ein Semester verlängert, den bisherigen vier Klassen wurde eine fünfte angeschlossen. Die Baugewerkeschule wurde in ihrer Bezeichnung in eine Königliche Bauschule umbenannt. In dieser Zeit kam, anstatt der bisherigen Stiftungen, die Preusker-Stiftung. 1920 wurde die Schule in eine Staatbauschule umbenannt. Von Januar bis März 1919 veranstaltete die Schule Wiederholungskurse für Schüler, die aus dem Herresdienst entlassen wurden. Am 31.3.1923 trat der bis dahin agierende Direktor der Schule, Oberbaurat Albert, in den Ruhestand und sein Nachfolger wurde Baurat Prof. Sachs. Ihm folgte als Leiter der Schule ab dem 1. Oktober 1934 Dr. ing. Schurath, der 1938 nach Leipzig versetzt wurde, und ab dem 1. Oktober 1938 übernahm Oberbaurat Stock die Leitung der Schule. Die Vertretung desselben lag in den Sommerhalbjahren 1934 und 1938 in den Händen von Baurat Bräutigam.
Ab dem Jahre 1941 führte die Schule die Bezeichnung "Sächsische Staatsbauschule für Hochbau" und stand im Range einer höheren technischen Lehranstalt. Als solche bot sie Gelegenheit zur Aneignung der Kenntnisse und Fertigkeiten für die Ausübung des Hochbaugwerbes, einer gehobenen technischen Beamtenlaufbahn oder für die Ablegung der Baumeisterprüfung. Studierende, die die Reifeprüfungen mit den Noten eins oder zwei ablegten, konnten die Hochschule ohne weiteres als Studierende besuchen, während alle übrigen eine Zulassungsprüfung ablegen musste. Die Bewerber mussten das 17. Lebensjahr vollendet haben, eine in drei Sommersemestern ausgeübtes Praktikum als Maurer-, Zimmerer-, Steinmetz- oder Betonwerkerlehrlinge nachweisen können und sich einer Aufnahmeprüfung unterziehen. Die Ausbildung selbst erfolgte in fünf Semestern. Das Schulgeld betrug zu dieser Zeit 90 Reichsmark pro Semester.


Vogtländische Stickereifachschule
1899 herrschte angesichts voller Auftragsbücher ein großer Mangel an Arbeitern, besonders fehlten die Sticker für die Feinspitzen. Desweiteren waren in den Jahren zuvor in der Schweiz zahlreiche Stickerfachschulen gegründet worden und die sächsische Spitzenindustrie lief Gefahr, ihre Vormachtstellung zu verlieren. Dies nahm der 1888 gegründete Vogtländisch-Erzgebirgische Industrieverein zum Anlass, eine entsprechende Fachschule in Plauen zu gründen. Dank zahlreicher Unterstützung seitens der Staatsregierung, des Stadtrates, des 1894 ins Leben gerufenen Fabrikantenverein der Stickerei und Spitzenindustrie sowie vieler anderer Industriellen, konnte am 16. Juni 1899 die Schule in angemieteten Räumen in der Hofwiesenstrasse 7 eröffnet werden. Sie wurde der staatlichen Industrieschule angegliedert und stand unter der Leitung eines selbständigen, grösstenteils aus Stickereifabrikanten bestehenden Auschusses. Den auszubildenden Hand- und Schiffchenstickern, Tamburierer und Nachstickerinnen standen am Anfang vier Hand- und Schiffchenmaschinen zur Verfügung.Einmalige Zuschüsse für die Schule kamen am Anfang unter anderem vom Ministerium, der Stadt Plauen sowie vom Fabrikbesitzer Otto Knabe. Weitere finanzielle Zuwendungen wurden durch einheimische Industrielle aufgebracht. Die Vogtländische Maschinenfabrik liefert die die notwendigen Maschinen zum halben Marktpreis. 1901 wurde aufgrund des grossen Andrangs der Unterrichtsbetrieb wesentlich erweitert. 1902 wurden zwei weitere Schiffchenstickmaschinen aufgestellt. Außer dem Direktor der Schule, Hofrat Prof. Hofmann, waren zwei Lehrer und eine Lehrerin beschäftigt. 1904 starb Hofmann und sein Hachfolger wurde ab 1905 Prof. Albert Forkel. Ab 1905 wurden Kurse in Tages- und Abendabteilungen für Stepperinnen und für die Weißwarenkonfektion angeboten. Der erste Spatenstich für den Neubau einer Schule in der Heubnerstrasse erfolgte am 1. November 1905 und die feierliche Eröffnung viel auf den 6. Oktober 1908, wobei sich der Kommerzienrat Walter Poppitz grosse Verdienste beim Bau erwarb. Im Neubau konnten nun 16 Schiffchenstickmaschinen aufgestellt und eine Konfektionsabteilung angegliedert werden, deren Aufgabe es war, Stepperinnen und Beihilfen für die Direktricen auszubilden. Vom Mai 1915 bis März 1916 musste die Abteilung für Schiffchensticker und Kartenschlagen wegen Mangel an Schülern. geschlossen werden. Vom 15. November 1919 bis April 1920 wurden Lehrgänge für Filetnetzsticken und -stopfen für Erwerbslose angeboten. Die entstandenen Kosten trug die Stadt Plauen. Ostern 1922 bestanden an der Schule folgende Abteilungen:

1921 Umbenennung in "Vogtländische Spitzen- und Stickereifachschule"

Seit 1921 lag die Leitung der Schule in den Händen von Oberstudiendirektor Prof. Hempel. Ab 1924 teilten sich der Staat, die Stadt und die Handelkammer Plauen doe anfallenden Kosten der Schule. Der Unterricht in einer neugebildeten KOnfektionsabteilung begann im Mai 1926 mit einer Unterklasse, der Ostern 1927 eine Mittelklasse und 1928 eine Oberklasse aufgesetzt wurde. Am 21. Mai 1928 genehmigte das Wirtschaftsministerium den Ausbau des viertel- und halbjährig laufenden Kurses in Theorie und Praxis des Maschinenstickens zu einem zweisemestrigen Lehrgang für technische Betriebsleiter der Schiffchen- und Steppmaschinensticker. Die Teilnehmer mussten das 17. Lebensjahr vollendet haben, eine gute Allgemeinbildung besitzen und eine zweijäährige praktische Tätigkeit nachweisen können. Diejenigen, die diesen Lehrgang erfolgreich benden konnten, sollten in der Lage sein , selbständig ein Textilunternehmen im Bereich der für Spitzen-, Stickerei- und Konfektionsindustrie zu führen. Ab diesem Zeitpunkt erhielt die Schule die Bezeichnung "Sächsische höhere Fachschule für Spitzen-, Stickerei- und Konfektionsindustrie".
!930 besaß die Schule eine gehobene technische Abteilung für technische Betriebsleiter, eine dreistufige Direktricenabteilung, eine dreistufige Konfektionsabteilung sowie Werkstätten für für Steppen und Zuschneiden, für Singersticken, für Ausbessern und Wiebeln, für Adler- und Schiffchensticken, für Punchen und Fädeln.


Öffentliche Höhere Handelslehranstalt mit Wirtschaftsoberschule und Lehrlingsabteilung
Gründung von Handelsschulen - 1831 in Leipzig, 1845 in Leisnig, 1848 in Chemnitz, 1850 in Freiberg, 1854 in Dresden, 1856 in Wurzen, 1857 in Grimma und 1858 in Kamenz.
Die Anregung zur Gründung einer Gewerbeschule kam vom Plauener Gewerbeverein. Nachdem am 19. Juli 1858 die Finanzierung gesichert war, erschien am 20. Juli 1858 im Vogtländischen Anzeiger eine Aufforderung zur Anmeldung von Schülern. Am 5. August 1858 erfolgte die Gründung des "Vereins zur Erhaltung der Handelsschule in Plauen", dem 174 Mitglieder beitraten. Der Schulvorstand bestand aus dem 1. Vorsitzenden Wilhelm Zwscheigert, Fedor Schnorr als Kassierer, Gustav Heinrich Leonhard Heubner als Schriftführer, Christian Böhler sen., Volkmar Koch, Stadtrat Eduard Heubner, Gymnasialoberlehrer Dr. Thieme, Heinrich Schmidt und Bankdirektor Hermann Baldauf. Zweck dieses Vereins war "eine Lehranstalt zu gründen und zu erhalten, in welcher vorzugsweise Handlungslehrlinge, nach Befinden aber auch andere junge Leute, denen einige kaufmännische Kenntnis wünschenswert erschien, einen für ihr Fach erforderlichen wissenschaftlichen Unterricht erhalten sollen". Dem Schulvorstand oblag:
Als Lehrer der zu gründenden Schule wurde ab 1. Oktober 1858 der Kaufmann Otto Vogel verpflichtet. Für den selbst zu beschaffenden erforderlichen Unterrichtsraum erhielt er eine entsprechende finanzielle Entschädigung. Bis auf den Schönschreibunterricht, den Bürgerschullehrer Karl Heinrich Sachse erteilte, wurden alle Fächer von Vogel erteilt. Die Unterrichtsräume wurden in Vogels Privatwohnung im 2. Stock des dem Klempnermeister Unteutsch gehörenden Haus Neundorfer Gasse (Marktstrasse) verlegt. Die Schule selbst wurde am 31. Oktober 1858 unter anderem gemeinsam mit den eingeschriebenen 42 Handelsschülern im Saal der Bürgerschule an der Syra feierlich eröffnet.
Die wöchentliche Stundenzahl schwankte zwischen sechs und acht und umfaßte als Lehrfächer die deutsche, französische und englische Sprache, die wichtigsten Handelswissenschaften wie kaufmännisches Rechnen, kaufmännische Korrespondenz, Handelsrecht und Handelsgeographie. Der Unterricht erfolgte wochentags vormittags von 8 bis 10 Uhr und nachmittags von 14 bis 16 Uhr.
Vogel gruppierte die Schüler in eine Unter-, Mittel- und Oberklasse, erarbeitete für jeden Jahrgang spezielle Lehrpläne, richtete ein Musterkontor ein, legte die Anfänge einer Bücherei und schuf eine Lehrmittel- und Warenprobensammlung. 1859 wurde Vogel zum Direktor der Schule ernannt, verließ aber Michaelis 1860 Plauen in Richtung Dresden. Angesichts des steten Rückgangs der Schülerzahlen, verfasste Gymnasiallehrer Dr. Thieme ein Gesetz der Handelsschule Plauen in 12 Paragraphen auf, welches am 1. Oktober 1860 in Kraft trat. Es regelte die Abgangsprüfungen nach dreijährigem Besuch der Schule, das Aufrücken der Schüler in die nächsthöheren Klassen, die Zeiten und Dauer des Schulbesuches, sowie die Anfertigung der Hausaufgaben durch Verhandlungen mit den Lehrherren und den Eltern. Kurzfristig konnte auch das ständige Problem der Beschaffung von Unterrichtsräumen geklärt werden, in dem die Schule bis auf Widerruf in der neu errichteten Bürgerschule an der Syra untergebracht wurde.
Vogels Nachfolger wurde der bis dahin in Pirna tätige Lehrer Wilhelm von Gohren, dem aber bereits Michaelis 1862 wieder gekündigt wurde, da er mit den ihm gestellten Aufgaben überfordert war. Vorstandsvorsitzender Zwscheigert berief am 9. Oktober 1862 Wilhelm Julius Oskar Albert Braune als neuen Direktor nach Plauen. Zu diesem Zeitpunkt musste die Schule die Unterrichtsräume in der Bürgerschule verlassen, da dieselbe angesichts der ständig steigenden Schülerzahl die Räumlichkeiten selbst benötigte. Volkmar Koch als Schulvorstandmitglied beschaffte neuen Unterrichtsraum im Hause seiner Schwiegermama, dem Johann Friedrich Frankeschen Hause in der Teichgasse 117A.
Braune erstellte neue Klassen-, Unterrichts- und Lehrpläne, die er 1863 veröffentlichte und verlegte den Unterrichtsbeginn, als Zugeständnis an die Lehrherren, im Sommer auf 6 Uhr und im Winter auf 7 Uhr. Die Reformpläne Brauns bewirkten ein rasches Anwachsen der Schülerzahl auf über 100, so daß sich die Bildung einer Parallelklasse notwenig machte. Dadurch verstärkte sich auch die ständige Raumnot und es kamen die ersten Pläne zur Errichtung eines Handelsschulgebäudes auf. Ein geeigneter Platz fand sich am Straßberger Tor, in der Nähe des Hauses von Webmeister Schmidt. Der Tod des ersten Vorsitzenden Wilhelm Zschweigert am 9. Juli 1865 machte diesen Gedanken zunichte. Letztwillig vermachte Zschweigert aber 300 Taler zur Gründung eines Fonds zur Erbauung oder zum Erwerb eines eigenen Handelsschulgebäudes. Nachfolger von Zschweigert wurde sein langjähriger Mitarbeiter G. H. L. Heubner.
In den Jahren 1866 bis 1868 erlebte die Handelsschule einen Rückgang der Schülerzahl bis auf 95, infolge des katastrophalen Niedergangs der Wirtschaft. Der Eintritt Sachsens in den Norddeutschen Bund förderte ebenfalls diesen Schülerschwund, da das Wehrgesetz für den einjährig-freiwilligen Militärdienst eine höhere Bildung forderte, den die Söhne wohlhabender Kaufmannsfamilien in der Plauener Handelsschule nicht erfuhren. Es blieb ihnen nur der Gang an andere Schulen außerhalb Plauens.
Eine Änderung der Lehrziele, die Teilung der überfüllten Klassen und die Anstellung neuer Lehrkräfte brachte eine deutliche Besserung. Junge Kaufleute, die die Plauener Schule besuchten, konnten nun auch die gewünschte einjährige Berechtigung erwerben.
Nun war aber der Platzmangel ein Problem, welches man damit löste, daß 1867 die Bürgergesellschaft des "Vereins der Freundschaft" mit finanzieller Unterstützung des Handelsschulvereins das Weberinnungshaus in der Webergasse erwarb und dafür im Gegenzug die Handelschule für fünf Jahre unkündbar als Mieter einzog. Hierzu konnte nun auch die Zschweigertsche Stiftung verwendet werden. Der Rest wurde durch die Ausgabe von Aktien des Handelsschulvereins finanziert.
Als neue Lehrkräfte konnten 1871/72 die Bürgerschullehrer Krause, Hunger und Weichelt gewonnen werden. Rasch stieg die Schülerzahl von 95 im Jahre 1868 auf 170 im Jahre 1872.
1874 starb Heubner und sein Nachfolger wurde Fedor Schnorr. Dies war die Zeit, sich eine dauerhaftere Lösung des Platzproblems zu suchen. Der Beschluß, ein neues Schulgebäude in der Wehrstrasse (Melanchthonstrasse 11) zu errichten wurde gefasst und dem Baumeister Härtel der Auftrag für 40000 Mark übertragen. 1877 benannte sich der Verein zur Erhaltung der Handelsschule in "Handelschulverein zu Plauen" um. Ostern 1878 konnte das neue Gebäude in der Wehrstrasse bezogen werden.
Das Gesetz vom 3. April 1880, die gewerblichen Schulen betreffend, brachte für die Handelsschule die Unterstellung unter die Oberaufsicht des Ministeriums des Inneren, die Oberschulaufsicht unter den Stadtrat, sowie die Befreiung ihrer Schüler von der allgemeinen Fortbildungsschulpflicht. Während der Wirtschaftskrise 1880 sank die Schülerzahl von 200 auf 160. Ab 1883 stieg die Schülerzahl wieder stetig von 183 auf 336 im Jahre 1897.


Am 20. März 1902 wurde das neue, mit einem Kostenaufwand von 190000 Mark errichtete Schulgebäude in der Melanchthonstrasse 1 eröffnet. Zu diesem Zeitpunkt setzte sich das Lehrerkollegium aus elf Lehrkräften

Am 20. Januar 1911 wurde die Neueinrichtung seitens des Ministeriums des Innerens genehmigt. Gleichzeitig änderte die Schule ihren Namen in "öffentliche Handelslehranstalt". Zur Bewältigung der hinzugekommenen Aufgaben wurden in den Jahren 1911/1912 zahlreiche neue Lehrkräfte eingestellt.

Am 11. September 1925 beschloß der Handelsschulverein, der höheren Handelslehranstalt ab Ostern 1926 eine Wirtschaftsoberschule als sechsstufige Wirtschaftsoberschule anzugliedern. Am 16. Januar 1930 erteilte das Wirtschaftsministerium die Genehmigung zur Errichtung einer Sexta an der Wirtschaftsoberschule mit der Maßgabe, daß dadurch die sechsstufige Wirtschaftsoberschule in eine neunstufige Lehranstalt umgewandelt werde.
Ostern 1938 zog die Schule in das freigewordene Gebäude des ehemaligen Realgymnasiums (heute die Friedensschule) an der Weststrasse um. Im Juli 1941 erfolgte ihre Übergabe an die Industrie- und Handelskammer Plauen und führte ab diesem Zeitpunkt die Bezeichnung "Wirtschaftsoberschule der Industrie- und Handelskammer Plauen".


Direktoren der Schule
1858 - 1860 Direktor Otto Vogel
1860 - 1862 Direktor Wilhelm von Gohren
1862 - 1897 Direktor Prof. Albert Braune
1897 - 1914 Direktor Prof. Eduard Stelzner
1914 - 1933 Oberstudiendirektor Prof Eduard Viehrig
1933 - 1937 Oberstudiendirektor Dr. Artur Fickert
1937 - 1938 Oberstudiendirektor Reinhard Jahn
1939 - Oberstudiendirektor Fritz Wollmann

Schüleranzahl
1860 81
1870 95
1880 160
1890 256
1900 333
1910 635
1920 700
1930 762
1940 1183

Landwirtschaftliche Schule
Aufgrund eines Beschlusses der Landwirtschaftskammer für den Freistaat Sachsen in Dresden wurde die landwirtschaftliche Schule in Pulsnitz aufgelöst und nach Plauen verlegt. Die Schule sollte jungen Landwirten eine fachwissenschaftliche Ausbildung vermitteln, damit sie den damaligen Anforderungen für die Leitung eines landwirtschaftlichen Betriebes gewachsen waren. Die jungen Mädchen wurden praktisch und theoretisch auf ihren späteren Beruf als Vorsteherin eines landwirtschaftlichen Haushaltes vorbereitet. Für die Aufnahme war der erfolgreiche Besuch einer Volksschule Voraussetzung. Der Unterricht in der Knabenabteilung verteilte sich auf sechs Halbjahre, wobei voller Unterricht nur in zwei Winterhalbjahren stattfand. In den übrigen vier Halbjahren kamen monatliche Lehrbesprechungen in Frage. Für die Mädchen bestand bis zum 31. März 1931 die gleiche Einrichtung. Für den Unterricht wurden von der Stadt Plauen sieben Räume in der Knabenberufsschule mietweise zur Verfügung gestellt. Eine neuzeitliche Kochküche und ein Molkereiraum wurden eingebaut. Eröffnet wurde die Schule am 28. Oktober 1929. 1930/31 bestand die Schule aus zwei Knabenklassen mit 36 Schülern und zwei Mädchenklassen mit 23 Schülerinnen.

Vogtländische Haushaltungschule
Die Schule war eine Gründung des Jugendbundes für entschiedenes Christentum für junge Frauen, e.V. Plauen. Am 23. September 1911 erteilte das Ministerium des Inneren die Genehmigung zur Einrichtung und gab ihr die Bezeichnung "Vogtländische Haushaltungsschule zu Plauen i.V.". Untergebracht war sie im Jugendheim, Breite Strasse 24 (am 7. Mai 1911 eingeweiht). Aufgenommen wurde gesunde, sittlich einwandfreie Mädchen, die die Volksschule bereits verlassen haben. Die Schule bildete ihre Schülerinnen in allen Zweigen des Haushaltswesens für die Familie oder für gewerbliche und sonstige Berufstätigkeit aus. Alljährlich von Januar bis März erhielten die Mädchen Unterricht in häuslicher Kranken- und Säuglingspflege. Im Schuljahr 1919/20 wurde als neues Lehrfach Gartenbau und Ostern 1922 Staatsbürgerkunde in den Lehrplan aufgenommen. Seit 1920 zählte die Schule zu den staatlich unterstützten Lehranstalten. Die Schülerinnen wohnten im Internat der Schule und zahlten einen jährlichen Betrag für Schulgeld und Verpflegung. Der Lehrgang dauerte im allgemeinen ein Jahr.

Fachschule für Barbiere, Friseure und Perückenmacher
Die Fachschule für Lehrlinge der Babiere, Friseure und Perückenmacher wurde 1886 errichtet. Die Verwaltung oblag dem Innungsvorstand. Der Unterricht erfolgte in zwei teilweise in vier Klassen. Unterrichtet wurde Haarschneiden, Frisieren und Perückenanfertigen. Die Kosten wurden überwiegend von der Innungskasse und zu einem geringen Teil von der Stadt Plauen getragen. 1904 erhielt die Schule eine feste Schulordnung, die 1913 wieder aufgehoben und die gesamte Schule der städtischen Gewerbeschule als Fachabteilung zugeordnet wurde.

Esperantoschule
Die Anfänge des Esperantounterrichtes in Plauen reichen bis zum Jahre 1900 zurück. Den Unterricht erteilte der spätere Leiter der Schule, Bürgerschullehrer Guido Otto. Bis 1914 hatten sich etwa 300 Erwachsene am Unterricht beteiligt. Nach dem ersten Weltkrieg erteilte die Schulaufsichtsbehörde die Genehmigung zur unentgeltlichen Erteilung des Unterrichts für die Kinder der der 4. bis 2. Klasse der 3. Bürgerschule. Ab 6. November 1918 wurden auch Fortbildungs- und Gewerbeschüler in den Kreis der Schüler einbezogen. Das Wirtschaftsministerium unterstellte die Schule am 28. Dezember 1920 der Abteilung für Handel und Gewerbe. Die Dauer der Kurse betrug für Erwachsene durchschnittlich 25, für Jugendliche 40 und für Kinder 80 Doppelstunden. Der Unterricht für Kinder fand an schulfreien Nachmittagen in den Gebäuden der Anger-, Heubner-, Lessing-, Kemmler-, Goethe-, Rückert-, Dittes- und Krausenschule statt. Für Erwachsene und Jugendliche erfolgte der Unterricht in den Abendstunden in der Gewerbeschule. Außerdem bestanden Sonderkurse für Polizeibeamte, die im Rathaus und in der Kaserne abgehalten wurden. Zeitweise waren außer dem Leiter der Schule noch 25 Lehr- und 17 Hilfskräfte beschäftigt. Die Prüfungskommision bestand ab 1923 aus dem Oberstudienrat Prof. Penndorf, dem Leiter der Schule Guido Otto und drei Volksschullehrern. Am 23. Juni 1927 stellte die Schule aufgrund von ungünstigen wirtschaftlichen Verhältnissen ihren Betrieb ein.

Eisenbahnerfachschule
Der Verband deutscher Eisenbahnschulen, Bezirksschule Dresden, errichtete mit Genehmigung des Wirtschaftsministeriums am 1. April 1927 eine Zweigstelle in Plauen. In ihr sollten Beamte und Angestellte der Deutschen Reichsbahn wissenschaftlich weitergebildet werden. Der Unterricht fand in den Räumlichkeiten des städtischen Realgymnasiums statt. Kaufmännischer und schultechnischer Leiter war Reichbahnobersekretär Engst aus Dresden. Unterrichtsfächer waren Mathematik, Deutsch, Erdkunde, Geschichte, Staatskunde und Englisch. Ende 1928 fielen die letzten drei Fächer wieder weg. Pro Halbjahr besuchten die Schule etwa 23 Schüler. Ziel dieser Ausbildung war die Prüfung zum Reichsbahnassistenten.

Volkshochschule
Die feierlich Eröffnung derselben erfolgte am 31. August 1919 im Saal des Staatsgymnasiums. Die einzelnen Kurse fanden in der Oberrealschule abends von 7Uhr bis 8Uhr und von 8.30Uhr bis 9.30Uhr statt. Einzelne Veranstaltungen wurden auch im Gymnasium, in der Höheren Mädchenschule, in der Gewerbeschule, der öffentlichen Handelslehranstalt, der staatlichen Kunstschule für Textilindustrie sowie in verschiedenen Volksschulen abgehalten. Für größere Veranstaltungen standen die Festsäle des Staatsgymnasiums und der Deutschen Oberschule zur Verfügung.
Finanziert wurde die Einrichtung sowohl aus eigenen Mitteln, aus Spenden, als auch aus Mitteln der Stadt Plauen, wobei die notwendigen Räumlichkeiten als auch die Heizung unentgeltlich zur Verfügung gestellt wurden. Als Lehrende konnten einheimische Kräfte gewonnen werden. Auch auswärtige Lehrer wie Geheimrat D. Dr. Weinel aus Jena, Geheimrat Prof. Dr. Pohl aus Leipzig oder andere wurden vielfach herangezogen. Pro Studienjahr kamen so etwa 30 Lehrkräfte zusammen.
Nicht nur Teilnehmer aus Plauen, sondern auch aus dem Umland waren an der Schule vertreten. Die Geschäftsstelle war in der Forststrasse 24 untergebracht und zog im Jahre 1924 in die Querstraße 4. Die Schule selbst wurde 1927 von der Oberrealschule in die Hilfsschule verlegt. Die Schule stand unter der Leitung von Prof. Dr. Weller, der zu Beginn der 30er Jahre sein Amt niederlegte und die Leitung vom Bürgerschullehrer Gaitzsch übernommen wurde.


Betriebsräteschule
Auf Anregung des Ministeriums für Volksbildung wurde im Jahre 1925 in Plauen eine Betriebsräteschule errichtet. Sie hatte die Aufgabe, gewählten Betriebsräten oder für diese Aufgabe vorgesehene Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die für diese Aufgabe notwendige Bildung zu vermitteln. Der Unterricht umfasste Volkswirtschaftslehre, Arbeitsrecht, Arbeitsverfassung, Rechtsfragen der praktischen Betriebsführung, Einführung in die Buchführung und Bilanzkunde, Gewerbehygiene und Unfallverhütung, Fabrikbetrieb und Betriebsorganisation, Arbeitvermittlung und Berufsberatung, Arbeitslosenversicherung und soziale Versicherung. Die Verwaltung der Schule erfolgte unter Vorsitz von Prof. Dr. Weller und Leiter der Einrichtung war Konrektor Dr. Fickert. 1929 wurde sie sowohl organisatorisch als auch finanziell von der Volkshochschule abgetrennt. Ab September 1930 übernahm Studiendirektor Dr. Fickert den Vorsitz im Verwaltungsausschuß der Schule von Prof. Dr. Weller. 1930 besuchten insgesamt 106 Teilnehmer die drei Kurse für Anfänger, Fortgeschrittene sowie einer Arbeitsgemeinschaft aus beiden.

Verwaltungsakademie Südwestsachsens
Auf Veranlassung des Ortskartells Plauen im Deutschen Beamtenbunde, errichtete die Verwaltungsakademie Leipzig im April 1930 eine Zweigstelle in Plauen unter der Bezeichnung „Verwaltungsakademie Südwestsachsen“. Damit sollte der Beamtenschaft in unserer Region die Möglichkeit zur Fortbildung gegeben werden. Der Stundenplan umfasste acht Semester mit vier Wochenstunden. Die Vorlesungen begannen am 26.April 1930. Die feierliche Eröffnung erfolgte am 19. Mai 1930 im Beisein des Leipziger Staatsministers a.D. Apelt.