Privattöchterschule, Höhere Mädchenschule, Studienanstalt

Privattöchterschule
Als Vorläuferin für die Höhere Mädchenschule gilt in Plauen die Privattöchterschule. Zunächst als „Privattöchterschule von Frau Zaubitz“ bezeichnet, wurde die Schule 1893, nachdem sie von einer vierklassigen in eine fünfklassige Schule mit zweijährigem Kursus umgewandelt wurde, mit einer entsprechenden Genehmigung in eine Höhere Privattöchterschule umbenannt.
Leiter waren bis 30. Juni 1903 die Lehrerin Frau Elise verw. Zaubitz und vom 1. Juli 1903 bis Ostern 1913 der Lehrer Heinrich Robert Scharrmann. Der Schule mangelte es stets an jeglicher Berechtigung bzw an den notwendigen Mitteln, sodaß sie Ostern 1913 aufgelöst und die Schülerinnen in die Höhere Mädchenschule integriert wurden. Untergebracht war die Schule in der Windmühlenstrasse 28.
Die Schülerinnenzahl schwankte in der Zeit ihres Bestehens stets zwischen 50 und 70.

Die höhere Mädchenbildung galt lange Zeit als Stiefkind sowohl der staatlichen als auch gemeindlichen Fürsorge. Bis 1910 bestanden allein in Dresden, Leipzig und Chemnitz höhere Mädchenschulen. Erst ein Gesetz vom vom 16. Juni 1910 für das höhere Mädchenschulwesen bracht dahingehend Änderungen. Auf Grund dieses Gesetzes, das Änderungen im ganzen Lande brachte, wurde in Plauen zu Ostern 1912 eine höhere Mädchenschule begründet. Das neue Gesetz sah vier Schulformen vor - die eigentliche höhere Mädchenschule als eine Art Grundschule, die Frauenschule, die höhere Frauenfortbildungsschule und die höhere Haushaltungsschule.

Höhere Mädchenschule
- am 30. August 1909 erste Eingaben seitens der Eltern über die Übernahme der Scharrmannschen Privatschule in städtische Verwaltung
- Gesetz über das höhere Mädchenschulwesen vom 16. Juni 1910
- Beschluss seitens des Stadtrates über die Errichtung einer höheren Mädchenschule
- am 16. April 1912 feierliche Eröffnung der Schulanstalt -> Unterbringung in der 2. höheren Bürgerschule (Diesterwegstraße) und unter Leitung des Direktors derselben
- die höhere Mädchenschule bestand ursprünglich aus sieben aufsteigenden Klassen – aufgenommen wurde in die 7. Klasse (unterste) Mädchen, die das 9. Lebensjahr vollendet hatten
- das Reifezeugnis entsprach dem der Realschule und berechtigte zum Eintritt in eine dreiklassige Studienanstalt oder in eine zweiklassige Frauenschule, zum Eintritt in das Lehrerinnenseminar, in die mittleren technischen Lehranstalten, in die Kunstakademie,

- Ostern 1913 Eingliederung der Schülerinnen aus der aufgelösten Scharrmannschen Privattöchterschule
- Ostern 1913 Gründung eines Schulchores -> bsi dahin gemeinsam mit der höheren Bürgerschule
- Anbau zwölf weiterer Lehrzimmer, die Ostern 1914 in Betrieb genommen werden konnten
- Ostern 1915 aufsetzen einer Klasse eins -> vollständiger Ausbau der Schulanstalt
- Ostern 1916 erste Reifeprüfung
- Unterbringung in dem Ostern 1914 in Gebrauch genommenen Anbau der 2. höheren Bürgerschule
- Ostern 1917 Einführung eines wahlfreien Lateinunterrichtes -> zur Erleichterung des Eintrittes in die Obersekunda der höheren Knabenbildungsanstalten
- Ostern 1920 Einführung von Wander- und Studientagen
- ab Ostern 1922 durften nur noch Schülerinnen in die Schule aufgenommen werden, die vier Jahre lang eine Grundschule besucht hatten -> Kürzung von sieben auf sechs Klassen

- Ostern 1934 wurde sie mit der Deutschen Oberschule zu einer Lehranstalt verschmolzen - Oberstudiendirektor Prof. Dr. Weller trat in den Ruhestand - sein Nachfolger wurde ???


    Schülerinnen Klassen  
         
1914   201 9  
1915   217 9  
1916   264 9  
1917   281 8  
1918   306 10  
1919   329 12  
1920   395 13  
1921   440 14  
1922   430 15  
1923   474 16  
1924        
1925        
1926        
1927        
1928        
1929        
1930        
1931   390 17  
1932   355 16  
1933   344 15  
1934        
         


zu zahlendes Schulgeld pro Monat
  ab 1.12.1923 ab 1.2.1924 ab 1.4.1924 ab 1.1.1925 ab 1.10.1928 ab 1.4.1932
einheimische Schüler und Schülerinnen 3 Goldmark 6 Goldmark 8 Goldmark 10 Reichsmark 15 Reichsmark 20 Reichsmark
auswärtige Schüler und Schülerinnen 4 Goldmark 8 Goldmark 12 Goldmark 15 Reichsmark 20 Reichsmark 20 Reichsmark



Studienanstalt
Im Jahre 1916 gab es seitens der Leitung der Schule die erster Pläne zur Angliederung einer Frauenschule an die Höhere Mädchenschule. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Schülerinnen, die sich weiterbilden wollten, gezwungen entweder in auswärtige Schule zu gehen oder in die hiesigen höheren Knabenschulen einzutreten. Obwohl alle notwendigen Vorarbeiten erledigt und die Zustimmung des höheren Schulaußschusses gegeben war, war die abschließende Errichtung durch die zwischenzeitliche Bildung einer privaten Frauenschule durch den Frauenverein gestoppt worden. Ein weiterer Versuch im Jahre 1918 war durch die damaligen politischen Verhältnisse zum Scheitern verurteilt. Erst Ostern 1927 führten alle Bemühungen zum Erfolg. Durch das Aufsetzen einer dreistufigen Sudienanstalt wurde die Schule zu einer neunstufigen Vollanstalt ausgebaut.
Eingerichtet wurde die Anstalt nach den Richtlinien des Ministeriums „Zur Neuordnung des höheren Schulwesens Sachsen vom Jahre 1926“ - diese sah vier Bildungsrichtungen vor: Normal, Latein, Neusprachlich sowie mathematisch-naturwissenschaftlich. Die Plauener Schule entschied sich letztendlich für die lateinische Aurichtung mit Latein als Pflichtfach. So blieb den Schülerinnen spätere Nachprüfungen erspart und es standen ihnen alle weiterführenden Schulen offen.

Stundenplan zur damaligen Zeit:
O II U I O I
Deutsch 4 4 4
Religion 2 2 2
Philosophische Propädeutik - - 1
Geschichte/Staatsbürgerkunde 3 3 3
Erdkunde 2 2 2
Latein 5 6 6
Englisch 3 4 3
Französisch 4 3 3
Mathematik 4 3 3
Chemie 2 2 2
Physik 2 2 2
Zeichnen 1 1 1
Singen 1 1 1
Leibesübungen 2 2 2
jeweils eine Stunde Chorsingen oder Spielen als Wahlfächer

Zum Eintritt in die Studienanstalt berechtigte ohne weiteres das Reifezeugnis der Höheren Mädchenschule oder einer anderen sechsstufigen höheren Lehranstalt. Schülerinnen ohne Reifezeugnis mußten den Nachweis einer entsprechenden Vorbildung durch eine Aufnahmeprüfung erbringen.
Ostern 1932 kam angesichts der wirtschaftlichen Notlage eine OII nicht mehr zustande. Ostern 1934 wurde die letzte OI entlassen.
Um aber die Studienanstalt erhalten zu können, wurde am 25. Januar 1932 beschlossen, die dreistufige Anstalt in eine sechsstufige mit dem Charakter eines Reformrealgymnasiums umzuwandeln. So konnte Ostern 1932 erstmallig eine UIII und OIII errichtet werden. Die gesamte höhere Mädchenschule bestand ab diesem Zeitpunkt aus einem gemeinsamen Unterbau bis zur 4. Klasse, der sich dann in die höhere Mädchenschule und die Studienanstalt verzweigte.
Ostern 1934 erfuhr sie dieselben Veränderungen wie die Höhere Mädchenschule.

Soziale Einrichtungen der Schule
November 1916 Gründung des Fortbildungsvereins für begabte Mädchen