Wie die Zeit änderte sich auch der Name der Schule. Schon vor der Reformation tauchte für die städtische Lateinschule der Name Particularschule auf. Seit 1580 ist es ihre amtliche Bezeichnung. Ab 1704 führte sie den Namen Lyceum und ab 1835 Gymnasium.
Der erste Schulplan aus dieser Zeit wurde vom damaligen Schulmeister Joh. Dolz, dem ersten Rektor der Schule nach der Reformation, verfaßt
Cathalogus lectionum scholae
Dieser Plauische Schulplan, die als die viertälteste Schulordnung in Sachsen gilt, zeigt, wie man in Plauen die Forderungen des Humanismus und der Reformation tatsächlich verwirklichte und nach Erscheinen des sächsischen Schulplanes sofort bemüht war, die Schule im Melanchthonschen Sinne einzurichten unter Annahme des besseren Vierklassensystems anstatt des Melanchthonschen Dreiklassensystems. Älter als diese Schulordnung ist nur Luthers "Ordnung eines gemeinen Kastens der Gemeine zu Leißnigk" aus dem Jahre 1523, Bernhard Natthers Schulordnung der Stadt Zwickau aus dem Jahre 1523 und Melanchthons und Luthers Schulplan für die sächsischen Schulen aus dem Jahre 1528.
Melanchthon teilte die Schulen in drei "Haufen" und schickte sie in eine gelehrte, nur dem Latein gewidmete Schule.
erster Haufe | hier sollten die Kinder ausschließlich Lesen lernen "Mit denselben soll diese Ordnung gehalten werden; sie sollen erstlich lernen lesen der Kinder Handbüchlein (gemeint ist das Melanchthonsche Buch, das später durch den Kleinen Katechismus ersetzt wurde), darinnen das Alphabet, Vaterunser, Glaube und andere Gebete innestehen." Hinzu kamen Donat und Cato, die lateinischen Elementarbücher jener Zeit. Schriftliche Arbeiten gab es auf dieser Stufe noch nicht. |
zweiter Haufe | war der Grammatik vorbehalten, zunächst der Etymologie (Formenlehre), später der Syntax und dem Prosodium (metrisch-rythmische Behandlung der Sprache). Als Lehrbücher wurden in dieser Stufe verwendet - der Esopus, die Pädalogia Mosellani, die Colloquia Erasmi sowie Teile aus Publilius. Später kam noch Ovid, Terenz und Stücke aus "Plauti, die rein sind" hinzu. Für die christliche Unterweisung wurde das Vaterunser, der Glaube, die 10 Gebote, die Einprägung einzelner Psalmen, das Mathäusevangelium, die Briefe an Timotheus, die Briefe an Johannes und die Sprüche Salomonis verwendet. Ausdrücklich untersagt waren theologische Streitfragen ("Hadersachen"). |
dritter Haufe |
Während der zweiten Kirchenvisitation im Jahre 1533 wurde die Schulreform fortgesetzt. Die Einkünfte der Lehrer wurden erhöht, ein Locat als Gehilfe eingestellt
Wie es in der Mädchenschule noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts aussah, schildert ein 1892 im Vogtländischen Anzeiger erschienener Bericht unter dem Tiltel "Plauische Erinnerungen eines 70jährigen:
"Die Mädchenschule hatte bis in die 30er Jahre hinein nur zwei Abteilungen, die "ABCschule" und die "Große Schul". Das Zimmer für die ABCschule hatte nur zwei Fenster, die beiden letzten nach dem Endegäßchen zu in dem Schulhaus am Kirchplatz, und das für die Große Schul vier Fenster. Das kleine Zimmer
im Jahre 1667 | ||||||||||||
Gemeiner Kasten | Schulkasten | Deutsches Haus | Amt | Tranksteuer | Bares festes Einkommen insgesamt | Klafter Holz | Scheffel Korn | |||||
Rektor | 40fl | - | 20fl | 4fl 9gr | 7fl 13gr | 72fl 1gr | 20 | 20 | ||||
Konrektor | 5fl | - | 40fl | - | 7fl 13gr | 52fl 13gr | 15 | 10 | ||||
Kantor | 10fl | 5fl | 10fl | 9fl 11gr | 5fl 15gr | 40fl 5gr | 10 | 10 | ||||
Baccal. | - | - | 30fl | - | 5fl 15gr | 35fl 13gr | 10 | 6 | ||||
im Jahre 1703 | ||||||||||||
Rektor | 10 | 10 | 20 | 4fl 9gr | 7fl 13gr | 20 | 20 | |||||
Konrektor | ||||||||||||
Kantor | ||||||||||||
Baccal | ||||||||||||
Die erste Erwähnung der Torschulen findet sich in einem Schriftstück des Superintendenten Tischer an den Bürgermeister und den Rat der Stadt vom 9. Juni 1800. Dort heißt es: "Es möchten vor den Thoren Katecheten und zwar vor den Thoren der oberen Stadt einer und vor den Thoren der unteren Stadt einer angestellt werden." Im Protokoll des Ratbeschlusses vom 23. Juni 1800 wird die Einwilligung zur Anstellung mehrerer Katecheten gegeben, mit der Begründung, daß dies mit der bereits am 1.12.1797 gefassten Resolution übereinstiimmend sei. Somit ist davon auszugehen, daß bereits Ende des 18. Jahrhunderts mehrere Torschulen in Plauen existierten.
Die Spinnmaschinenschule ist vermutlich erst im Winter 1816/1817 entstanden und nach dem Vorbild der erzgebirgischen Fabrikschulen errichtet worden. Die Thorschulen selbst sind eine besondere Einrichtung in Plauen.
Die Zustände in den Thorschulen zeigt ein Brief M. Fiedlers an den Magistrat vom 22. Juli 1833:
"Dabei wünscht der Unterzeichnete nichts mehr, als daß alles bloß eine vorläufige Einleitung zu der tätigen und hilfsbereiten Teilnahme des Magistrats an dem Zustande unserer Thorschulen seyn möge, welche einer solchen zu derjenigen Verbesserung gar sehr bedürfen, wie sie wahrscheinlich bald von der höchsten geistlichen Behörde anbefohlen werden wird, inmaßen, um vorläufig nur eins zu erwähnen, dem neulich hier anwesenden Herrn Geheimen Kirchen- und Schulrat D. Schulze u.a. auch das nicht wenig aufgefallen ist, daß die Miete und die Einrichtungen der Schulstuben den jedesmaligen Lehrern auferlegt ist, daß diese Stuben sich in gewöhnlichen Wohnstuben, wo häufig zugleich allerhand häusliche Hanthierungen betrieben werden, und daß die Stadt bis itzt noch nicht einmal für eigene und schickliche Lokale zur Schule gesorgt hat, in welcher täglich, der Gesamtzahl nach, über sechseinhalbhundert Kinder unterrichtet werden."
Plauen selbst hatte aber Anfang des 19. Jahrhunderts mit schweren wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. Sie hatten in den Engländern einen erbitterten Wettbewerber im Kampf um die Spitzenplätze in Handel und Industrie gefunden. Bein schrieb in seiner Geschichte der Industrie des sächsischen Vogtlandes:
".. daß viele Einwohner von Hunger abgezehrt und abgehärmt einherwandern, die Bettelei zu einer Landplage geworden sei und daß man sich in steter Gefahr von Brandstiftungen befinde". Erst 1841 änderte sich einiges für das Volksschulwesen in Plauen.
Abwechslung in das Schulleben brachten die Schulfeste, allen voran das Gregoriusfest. Am Gregoriusfest zog der Lehrer mit seinen sangeslustigen Schülern in die benachbarten Dörfer, um dort drei Tage lang vor den Häusern zu singen und mit dem Spruch "Eier, Knackwurst und e Stückle Speck gehen balde weg" allerlei Lebensmittel für die Küche seiner Hausfrau zu erbetteln. Mit einem Fäßchen Dünnbier, Pflaumenmusbemmen und einem Tänzchen belohnte dann der Lehrer die Schülerschaft für die ihm geleisteten Dienste. Während der ersten Zeit - die Entstehung dieses Festes reicht bis in die ersten Jahrhunderte des Mittelalters zurück - trug es einen mehr kirchlichen Charakter. Es wurde vermutlich im 9. Jahrhundert von Papst Gregor IV. zu Ehren Gregors des Großen (590 - 604) gestiftet. Die älteste Form dieses Festes war folgende: Aus der Zahl der Schüler wurden drei ausgewählt, der eine als Bischof, eiscopus puerorum, Schul- oder Apfelbischof, die beiden anderen als Diakonen. Festlich herausgeputzt, wurden diese am Festtage von den Mitschülern zur Kirche geleitet. Der ganze Zug bestand aus Vermummten -- Apostel, Engel, Könige, Handwerker, griechische Götter. Possenreißer zogen bunt durcheinander. In der Kirche wurde unter possenhaften Feierlichkeiten dem Schulbischof ein Ehrenplatz am Altar angewiesen. Nach einem von den Geistlichen selbst geleiteten Gottesdienst erhob sich dann auch der junge Bischof und hielt seinerseits eine vorher einstudierte, häufig in Versen verfaßte Predigt, nach deren Beendigung der Zug in die Schule zurückkehrte, um dort mit Brezeln und anderem bewirtet zu werden. In Plauen wurde das Gregoriusfest bis zum Jahre 1814 alljährlich nach dem Schulexamen und der Versetzung der Klassen nach Ostern abgehalten. Es bestand aus Aufzügen und vermummten Umherziehen der Schüler, das zwei Tage oft bis in die Nacht hinein dauerte. Das Geld, welches beim Singen am ersten Tage in den Häusern eingesammelt wurde, bildete einen beträchtlichen Teil der Einnahmen des Rektors. Im Jahre 1814 wurden diese Einnahmen durch eine jährlich feste Vergütung von 80 Talern abgelöst. Wann dieses Fest in Plauen eingeführt wurde, ist nicht genau bekannt. Da aber der Chorus musicus erst im Jahre 1619 und ein Jahrzehnt früher die "tägliche Cantorei" oder "Currende" eingerichtet wurde, ist anzunehmen, daß diese Festlichkeit erst nach dieser Zeit eingeführt wurde. Mehrfach wurde versucht dieses Fest, als den Lehrern unwürdig und der Sittlichkeit der Schülern zu gefährlich, abzuschaffen. Rektor Wimmer meinte aber während seiner Amtszeit, daß sich viele Menschen über eine Wegfall der das Publikum amüsierenden Späßchen, die sich die Schüler nach dem Umzug zwei Tage lang erlauben durften, bitter beklagen würden. Sie blieb dieses Fest so lange erhalten, bis es auf allerhöchstem Befehl verboten wurde. Rektor Irmisch gibt in seinen späteren Aufzeichnungen einen Überblick über den Verlauf des Festes:
Am Montag nach der Versetzung der Klassen giebt der Rektor den beiden obersten Klassen die Erlaubnis dazu und sagt, daß sie dabei vermeiden alles, was beleidigend und unanständig ist. Sonnabend vor dem Gregorius wird bei allen Klassen nochmals eine Vermahnung getan, daß alles ordentlich zu gehen und besonders, daß die oberste Klasse allein die Erlaubnis habe, Essenkehrer und Mossmänner zu werden, daß die drei untersten Klassen zusammen ausgehen und die drei obersten auch besonders, daß die 4. und 5. Klasse und einige aus der 6. aus dazu gemachten kleinen Bücherchen die gewöhnlichen Lieder ordentlich mitsigen als Herr Gott erhalt uns mehr und mehr, Erstanden ist der heilige Christ, Christus ist erstanden, Erhalt uns Herr bei deinem Wort, welches Lied nur vor dem Rathaus ganz gesungen wird. Sonnabend vor dem Gregorius wird den beiden untersten Klassen die Privatstunde geschenkt und dabei erinnert, daß sie den Sonntagsgottesdienst ordentlich abwarten. Sonnabend läßt der Rektor die gewöhnlichen Brezeln bestellen, die Waren aus den Kaufmannsläden zusammenholen. Sonntags bestellt der Rektor aus den Currenden den Schleedorn oder Mayenbaum, den holen die Currenten von der 2. Klasse und der Einheizer dazu, um Ordnung und Stille zu erhalten.
Außer dem Gregoriusfest hatten sich im 18. und 19. Jahrhundert noch andere Sitten und Gebräuche herausgebildet, so das sogenannte Schulansingen. Dieses fand regelmäßig acht Tage nach der Rückkehr der Schüler aus den Hundstagen statt.
Das Neujahrssingen unter der Führung des Kantors begann mit dem ersten Weihnachtsfeiertag und dauerte bis zum Neujahr, manchmal auch etliche Tage darüber hinaus.
An der Feier des Heiligen Abendmahls beteiligte sich die Schule jährlich viermal. Während die drei übrigen Tage wechselten, war der Gründonnerstag regelmäßig für dasselebe vorgesehen. Die erste Vorbereitung auf die Feier fiel dem Rektor zu. Sie begann entweder Sonnabend vor oder Mittwoch nach Invokavit (1. Fastensonntag). Am Tage vor der Feier fand immer eine sogenannte "Mußmahnung" statt.
Selbst für den Abgang in die Universität hatten sich festen Formen herausgebildet. Ordentliche Entlassungen fanden zu Ostern oder Michaelis statt, entweder öffentlich mit einer gedruckten Einladung, welche von den Schülern zu bezahlen war, oder "im geheimen", in Gegenwart der drei ersten Lehrer und der zwei obersten Klassen
Viele dieser Gebräuche existierten noch im 19. Jahrhundert.
Unter der Leitung von Adolf Friedrich Wimmer (1800 - 1829) und dem Sup. D. Johann Friedrich Tischer (1798) erlebte die Plauener Schule eine neue Blüte. Innerhalb seiner Amtszeit schaffte es Wimmer die Schülerzahl zu vervierfachen. Durch sie wurde den Wissenschaften mehr Platz eingeräumt und sie förderten die häuslichen Studien. Der 1813 eingeführte Lehrplan blieb bis 1819 unverändert. Zur Änderung des Lehrplanes gaben Wimmer und Konrektor Breuniger den Anstoß. Ihrer Meinung nach, hatte die Schule eine "zu gelehrten Anstrich" bekommen. Die Folge war, daß Eltern ihre Kinder der Schule entzogen. "Man muß daher einen andern Weg einschlagen, nämlich den, daß ohne den Charakter der Schule als einer Lateinschule, welche künftige Gelehrte zu bilden hat, zu verwischen, an den wissenschaftlichen Stunden auch andere Schüler jeder Gattung und Bestimmung teilnehmen können."
1815 schrieb Sup. Dr. Tischer im Vogtländischen Anzeiger unter der Überschrift "Bekenntnis und Dank":
Die örtliche Beschaffenheit der hiesigen Schule ist über alle Beschreibungen schlecht, der Eingang wie in einen Keller, die Schulstuben unter der Erde und nur von der einen Seite wohltätiges Tageslicht, dabei sonst sogar 6 Klassen in 2 Stuben und in der einen gegen 300 Kinder unterrichtet werden. Noch nicht genung! Damit des Lärms und des Elends kein Ende sei, müssen Lehrer und Schüler der 1. und 2. Klasse durch die Stube der 5. und 6. durchgehen, um in die ihrige zu kommen. Soviel Schuljammer an einem Orte wie Plauen, ist die Kreisschuele, die einzige gelehrte Bildungsanstalt des ganzen Kreises, das Schullehrer Seminarium, darin fast alle Schullehrer der heisigen Gegend gebildet werden, in einer so schlechten Lage! Das Herz hätte sich umwenden mögen, wenn man dieses Elend sah und gerne helfen wollte, aber der bisherigen Kriegsjahre wegen nicht konnte. Was man in den kleinsten Städtchen nicht findet, was den ausdrücklichen Landesgesetzen entgegen ist, mehrere Klassen in einer Stube, das findet sich hier in der Kreisstadt... Jetzt wird dieses alles anders. Dieser Schandfleck Plauens; denn so muß ich es nennen, ist vertilgt! Gott lebt noch, und dieser gute Gott hat auch diesmal mir geholfen ... Wenn Kinder und Enkel in das neue Schulhaus kommen und darin Bildung und Kenntnisse holen, mußten sie sich nicht den Vorwurf machen: Meine Familie, die doch Haus und Hof hatte, tat dabei nichts; denn das die Namen aller Wohltäter in den Akten für alle kommenden Geschlechter aufbewahrt werden, versteht sich von selbst. Mancher sammelt seinen Kindern Kapitalien, mit Recht, aber Kapitalien und Zinsen können verloren gehen. Hier geht nichts verloren, und die Zinsen streicht nicht die Hand ein, welche einst erstarrt, sondern Verstand und Herz. Es ist Wucher für die Ewigkeit".
Grund dieser Dankesschrift ist der Kauf des in den Jahren 1797/98 vom Kaufmann Landrock für 32000 Taler erbauten Hauses am Schulberg. Tischer kaufte es mittels der zahlreichen freiwilligen Spenden für 7475 Taler und so konnte es am 17. April 1815 als Vogtländisches Kreisschulhaus eingeweiht werden.



In ihm erhielten die vier oberen Klassen ihre Lehrzimmer und der Konrektor seine Dienstwohnung. Die 5. und 6. Klasse blieben bis zur Bildung der Bürgerschule im Jahre 1841 in den alten Schulräumen. Die 4. Klasse blieb nur bis 1825 im neuen Schulhaus und mußte dann, nach einer Vergrößerung der Wohnung des Konrektors, wieder zurück in die alten Schulräume.
Die Beschaffenheit des Gebäudes schildert Geh. Rat Dr. Vogel, von 1844 bis 1852 selbst Schüler an dieser Schule, wie folgt:
"Es hat fünf ausreichende große helle Räume, während das sechste Klassenzimmer nur für eine ganz kleine Schülerzahl genügte. Ein Festsaal fehlte. Ersatz für ihn wurde notdürftig durch Öffnen des Bretterverschlages zwischen den Auditorien von Klasse I und II geschaffen. Die Lehrer, Sammlungen, Bibliothek mußten sich mit kleinen kammerartigen Räumen begnügen, ein großer Hofraum war nicht vorhanden. Beleuchtet wurden die Zimmer anfangs durch Talglichter, später durch Ölhängelampen. Turnunterricht wurde anfangs in den beiden kellerartigen Sälen unter der Superintendentur, später auf dem weit abgelegenen Turnplatz an der Elster erteilt."
Sup. Dr. Fiedler, als Nachfolger von Tischer, richtete 1823 die jährliche Examina, noch vor der gesetzlichen Verordnung am 4. Juli 1829, zweckmäßiger ein. Zur besseren Handhabung der Schulzucht führte er regelmäßige Synoden ein, denen auch die Schulinspektoren gewöhnlich beiwohnten. Er setzte auch, da die Ausbildung der Seminaristen in der bisherigen Weise mangelhaft war, nach heftigen Kontroversen mit dem Schulinspektor und dem Stadtrat im Jahre 1826 die vollständige Trennung des Seminars vom Lyceum durch die Anstellung eines Seminarlehrers durch. Dies kam dem Lyceum zugute, da nun weitere Kurse in Griechisch und Hebräisch errichtet werden konnten. Beide Kurse wurden dem Collaborator übertragen. Als zweiter Collaborator und Seminarlehrer wurde Friedrich Wilhelm Schweinitz gewählt.
Infolge dieser Veränderung ergab sich ab 1826 folgender Lehrplan:
I | IIa | IIb | III | |
Religion | 2 | 2 | 2 | 3 |
Latein | 15 | 14 | 14 | 10 |
Griechisch | 6 | 6 | 6 | 4 |
Deutsch | 3 | 3 | 3 | 4 |
Hebräisch | 2 | 2 | ||
Französisch | 2 | 2 | 2 | 2 |
Geschichte | 2 | 2 | 2 | 3 |
Geographie | 1 | 1 | 2 | |
Logik | 1 | |||
Mathematik | 2 | |||
Arithmetik | 2 | 2 | 2 | |
Physik | 1 | |||
Naturgeschichte | 2 |
Die beherrschende Stellung der alten Sprachen, insbesondere des Lateinischen, unmittelbar vor der Neuordnung, zeigt der Lehrplan aus dem Jahre 1832:
I | IIa | IIb | III | |
Religion | 2 | 2 | 2 | 3 |
Latein | 15 | 16 | 14 | 10 |
Griechisch | 6 | 6 | 6 | 6 |
Deutsch | 3 | 3 | 3 | 4 |
Hebräisch | 2 | 2 | 2 | |
Französisch | 2 | 2 | 2 | 2 |
Geschichte | 3 | 3 | 2 | 3 |
Geographie | 1 | 1 | 2 | |
Logik | 1 | |||
Mathematik | 2 | |||
Arithmetik | 1 | 1 | 2 | |
Physik | 1 | |||
Naturgeschichte | 2 |
Ein halbes Jahr nach dem Tod von Wimmer, am 1. November 1829, trat sein Nachfolger,
Prof. Johann Gottlieb Dölling, das Amt des Rektors am Lyceum an.
Körperliche Züchtigung war bis 1835 noch bis in Klasse II erlaubt. Nur in Klasse
I durfte sie nicht mehr vorgenommen werden, es sei denn, daß eine solche durch
die Inspektion verfügt wurde. Verboten war lediglich das Schlagen auf den Kopf,
in das Gesicht und auf die Schienbeine. Karzerstrafen gab es nur in den Klassen
I und II. Angeredet wurden die Schüler in der Prima mit Sie, in der Sekunda mit
Er und in der Tertia mit Du.
Am 30. April 1835 endete die bisherige Ordnung. An die Stelle des alten Lyceums
trat mit dem 1. Mai 1835 ein Gymnasium von vier Klassen, verbunden mit einem
Progymnasium mit zwei Klassen (V und VI). Seminar und Bürgerschule (die
drei untersten Klassen der lateinischen Stadtschule) wurden selbständige
Anstalten.
Deutsch trat erst sehr spät im Lehrplan auf. Bis in das 18. Jahrhundert
war Lateinisch die Sprache der Wissenschaft und der Staatskunde. In Plauen kam
die deutsche Sprache ungewöhnlich schnell auf. Dr. Avenarius schrieb 1697
in einer Denkschrift: "Dei deutsche Sprache als unsere
Muttersprache darf auch nicht verachtet werden, sondern es ist ein großer
Mangel in den Schulen, daß ein
Knabe nicht drey Zeylen ex tempore lernt orthographice und
förmlich teutsch schreiben". 1699 wird das erste deutsche Gedicht
vorgetragen, 1707 ein deutsches Gedicht als Prüfungsarbeit aufgegeben. 1732
wurde zum ersten Male die deutsche Posie im Unterricht behandelt. Rektor Irmisch
war auch der erste, der während seiner Amtszeit Prüfungsarbeiten vom Lateinischen
ins Deutsche übersetzen ließ. Im Lehrplan von 1803 wurden zwei Stunden Deutsch
in der Prima aufgeführt, was sich auch bis etwa 1830 nicht änderte.
Moderne Sprachen hatte man erst sehr spät in den Lehrplan aufgenommen. Mit
dem Amtantritt von Irmisch Jr. (1759) wurde den Schülern Privatunterricht
in Französisch und Italienisch geboten. Erst mit Eintritt des Elsässers
Mylet 1795 wurde in den drei oberen Klassen Französisch
offiziell gelehrt.
Nur langsam konnten sich zur damaligen Zeit die Wissenschaften einen Platz
im Unterrichtsplan erobern. Wurde damals neben den Sprachen nur Rethorik, Dialektik
und Logik (ab 1688 auch Arithmetik) gelehrt, änderte sich dies mit dem 1707
vom Rektor Birkhan eingeführten Lehrplan. Es wurde Geschichte aufgenommen
und ab 1739 wurde zusätzlich
Geometrie, Astronomie, Welt-, Literatur- und Kirchengeschichte und Geographie gelehrt. 1803 wurden die bis dahin in vielen Fächern abgehaltenen
Privatstunden eingeschränkt und im allgemeinen Unterricht für die Mehrheit zugänglich
gemacht. Selbst eine Stunde Gesundheitslehre war im Lehrplan vorgesehen. Dafür
kamen Fächer wie Mathmatik und Physik, von der Stundenzahl her, zu kurz.
Jahr | Gesamtzahl der Schüler |
1698 | 215 |
1700 | 192 |
1712 | 188 |
1720 | 74 |
1730 | 67 |
1740 | 79 |
1750 | 82 |
1756 | 76 |
1760 | 69 |
1763 | 58 |
1770 | 69 |
1780 | 83 |
1790 | 107 |
1810 | 75 |
1813 | 44 |
1816 | 114 |
1825 | 161 |
1830 | 160 |
1835 | 152 |
Rektoren | Konrektoren | Kantoren | Organisten | Baccalaurei | Tertiat | Schul-Collaboratoris | |
Magister Heinrich | |||||||
Matthes | |||||||
Eybanger | |||||||
Johannes Schulmeister | |||||||
Johannes Brungasser | |||||||
1529 | Joh. Dolz | ||||||
1536 | Joh. Koller | ||||||
1538 | Paulus Rebhuhn | ||||||
1538 | Corbinianus Händel (Hänel) | ||||||
1542 | Nicolaus Bengel | ||||||
1545 | Daniel Schaller | ||||||
1548 | Jodocus Steinmüller | ||||||
1552 | Friedrich Hocerus | ||||||
1553 | Tobias Berkholz | ||||||
1559 | Paulus Schaller | ||||||
1561 | Anton Pestel | ||||||
1562 | Andreas Reibold | Joh. Günther | |||||
1563 | Andreas Reibold | ||||||
1565 | Martin Pfündel | ||||||
1566 | Balthasar Gündel | ||||||
1573 | Valentin Schürer | ||||||
1576 | Valentin Schürer | Balthasar Gündel | Joh. Günther | Georg Schwanenberger | |||
1581 | Blasius Berckholz | Georg Schwanenberger | Sebastian Widemann | ||||
1582 | Paul Albert | ||||||
1584 | Blasius Berckholz | Christoph Schaller | Paul Tröger | ||||
1587 | Paulus Tröger | ||||||
1588 | Valentin Brendel | Kilian Wallendorf | Thomas Widemann | ||||
1592 | Joh. Geßler | M. Weller | |||||
1594 | Joachim Werich | ||||||
1595 | Kilian Wallendorf | ||||||
1596 | Martin Pfündel | ||||||
1599 | Martin Pfündel | Kaspar Schultheiß | |||||
1600 | V. Pfüller | ||||||
1604 | Joh. Held | ||||||
1609 | Kaspar Schultheiß | Joh. Schaller | |||||
1616 | Berth. Herrmann | ||||||
1620 | David Paul | ||||||
1623 | Joh. Röllicher | ||||||
1627 | Carl Leuterer | ||||||
1629 | Georg Fürgang | ||||||
1631 | David Seyfert | ||||||
1633 | Matthäus Hübner | ||||||
1634 | Moritz Brendel | ||||||
1635 | Matthäus Hübner | ||||||
1638 | Friedrich Dörfel | Gabriel Lotter | Joh. Schultheiß | Johann Mangler | |||
1639 | Joh. Schultheiß | Johann Mangler | Andreas Hendel | ||||
1643 | Johannes Schaller (Scheller) | ||||||
1645 | Christian Leißner | ||||||
1650 | Christophorus Bartholomäi (Christoph Barthell) |
Thomas Meynert | |||||
1652 | Kaspar Hübler | ||||||
1653 | Lothar Hübler | Georg Andreä | |||||
1661 | Konrad Trommer | ||||||
1675 | Sigismund Sack | ||||||
1685 | Johann Christian Sturm | ||||||
1688 | Victorinus Irmisch | ||||||
1689 | Martin Rosenmüller | ||||||
1690 | Martin Rosenmüller | ||||||
1692 | Johann Lothar Schaller | ||||||
1696 | Christian Diedo | ||||||
1697 | Johann Georg Eckhard | ||||||
1699 | Gottfried Wendler | ||||||
1705 | Martin Franke | ||||||
1706 | Johann Georg Birkhan | ||||||
1708 | Lange | ||||||
1713 | Petri | ||||||
1714 | Johann Gottfried Sturm | Johann Gottfried Sturm | |||||
1715 | Martin Franke | ||||||
1721 | Gottlieb Friedrich Irmisch | ||||||
1723 | Dörfel | ||||||
1726 | Georg Gottfried Wagner | ||||||
1727 | Gottlieb Friedrich Irmisch | Erdmann Petzold | |||||
1732 | Gottlieb Friedrich Irmisch | Grimmel | |||||
1733 | Gottfried Wendler | ||||||
1735 | Georg Heinrich Gerlach | Johann Christian Seifert | |||||
1747 | Christoph Jeremias Rost | ||||||
1749 | Johann Christian Seyfarth | Johann Christian Restor | |||||
1756 | Johann Carl Beyer | ||||||
1759 | Gottlieb Wilhelm Irmisch | ||||||
1765 | Westhof | Johann Christian Restor | August Gottfried Wagner | ||||
1773 | Scheele | Johann Martin Recknagel | |||||
1774 | Ernst Friedrich Rösler | Johann Scheibners | |||||
1779 | Schürrmeister | ||||||
1791 | Johann Heinrich Zuckschwerd | ||||||
1792 | Moritz Erdmann Engel | Ch. Wilh. Schmidt | |||||
1794 | Friedrich Wilhelm Ehrenfried Rost | ||||||
1796 | Johann August Görenz | ||||||
1797 | Georg Christian Gotthold Tromlitz | August Gottfried Wagner (filius antecedentis) | |||||
1798 | Johann Ernst Schlick | ||||||
1799 | Adolf Friedrich Wimmer | ||||||
1800 | Adolf Friedrich Wimmer | Breuniger | Christian Wilhelm Struve | ||||
1801 | Johann Georg Friedrich Kolbe | ||||||
1802 | M. Steinhäuser | ||||||
1811 | M. Stadelmann | ||||||
1819 | Pretzschner | ||||||
1825 | Johann Friedrich Finke | ||||||
1829 | Prof. Johann Gottlieb Dölling | ||||||
1832 | Adolf Ehregott Gritzner | ||||||
1835 | Eduard Lindemann | ||||||
1843 | Heinrich Lindemann | ||||||
1850 | Prof. Dr. Friedrich Palm | ||||||
1854 | Gotthold Meutzner | ||||||
1859 | Friedrich Moritz Gast | ||||||
1861 | Prof. Dr. Rudolf Dietsch | ||||||
1864 | Bernhard Balduin Bitterlich | ||||||
1866 | Prof. Dr. Theodor Döhner | ||||||
1878 | Prof. Dr. Karl Schubart | ||||||
1881 | Rich. Beez | ||||||
1883 | Prof. Dr. Oskar Busch | ||||||
1889 | Fürchtegott Ernst August Riedel | ||||||
1894 | Friedrich Pötzschke | ||||||
1895 | Prof. Dr. Constantin Angermann | ||||||
1900 | Georg Günther | Alfred Wolf | |||||
1903 | William Fischer | ||||||
1907 | Paul Martin | ||||||
1910 | Prof. Dr. Heinrich Heyden | ||||||
1913 | Prof. Dr. Richard Kunze | Max Zschommler | |||||
1916 | Karl Franz | ||||||
1918 | Hans Zürn | ||||||
1919 | Paul Hertel | ||||||
1924 | Ernst Günther | ||||||
1930 | Willy Renz | ||||||
1931 | Georg Weiker | ||||||
1933 | Karl Stelzer | Seidler |