Alte Handels- und Verkehrswege im sächsischen Vogtland.
Zwischen Thüringer
Wald und Erzgebirge stellt das Vogtland mit seinen niedrigen Sätteln
ein bequemes Durchgangsgebiet für den Verkehr
vom Norden nach dem Süden dar, jetzt und auch schon in alten Zeiten.
Es ist zunächst bei all diesen Fragen zu beachten, daß in den
frühesten Zeiten der Verkehr wohl immer eine bestimmte und möglichst
direkte Richtung einhielt, sich aber noch nicht nur auf einem ganz bestimmten
Weg bewegte. Erst allmählich legte er sich auf eine einzelne Straße
und zwar meist die kürzeste und bequemste fest, ein Vorgang, der dadurch
vor allem noch unterstützt wurde, daß die Landesherren im 15. Jahrhundert
vorzuschreiben begannen, welche Straßen die Kaufleute je nach ihrem
Reiseziel zu benutzen hätten, um so aus den Straßen eine möglichst
regelmäßige und reiche Einnahme an Geleitszöllen herausziehen
zu können.
Eine Hauptverkehrslinie zog und zieht heute noch in der Richtung von Südwesten
nach Nordosten. Verschiedene Straßen folgten ihr. Dort, wo die heutige
Straße Hof-Plauen ihren höchsten Punkt erreicht, liegt die kleine
Siedlung Ullitz. Man spricht daher auch vom Ullitzer Paß. Ullitz ist
slavisch (uliza) und heißt Straße. Mit Gewißheit ist daraus
zu folgern, daß auch schon in slavischer Zeit eine Straße vom
Saaletal herüber nach dem Elstertal führte und an dieser Stelle
die Höhen überschritt. Vielleicht haben damals auch schon Slaven
auf der Paßhöhe in Ullitz gesessen, griff doch gerade in dieser
Gegend das slavische Siedlungsgebiet des oberen Elstertales hinüber in
das des Regnitzlandes. Jedenfalls ist die Straße Hof-Ullitz-Plauen eine
der ältesten im Vogtland. Aus späterer Zeit wissen wir, daß sie
von Hof über Ullitz, Groß- und Klein-Zöbern und Meßbach
nach Plauen führte. Die Elster wurde bei Pirk im Rosental überschritten.
(G. A. W., A. R. (Halbjahr 1512), Reg. Bb. 1900: „Die brugk zu Pirgk,
doruber die Landstrass geim Hove geht”; dann A. R. 1506/07, Reg. Bb.
1890: „81 gr 4 h 1 hel. zu besserung der stras bei Pirgk in der Weischholslohe”.)
Es ist nicht ohne Bedeutung, daß sich im 13. Jahrhundert zahlreiche
Rittersitze gerade bei diesem Elsterübergang im Rosental (Pirk) nachweisen
lassen. Sie drängen sich dort aneinander wie sonst nirgends in der Herrschaft
Plauen : Türbel, Stein, Planschwitz, Magwitz, Lantecke (Laneckhaus),
und der Gazenhof bei Planschwitz. (Johnson, V. A. 1897, No. 185; 1906, No.
138; v. Raab, Amt Vogtsberg, S. 85.) Von Plauen schlug diese Straße
auf dem rechten Ufer der Elster über Chrieschwitz, Möschwitz, Pöhl,
Limbach, Reichenbach, Neumark die Richtung nach Zwickau ein, In Neumark
zweigte eine Straße nach Werdau ab. Daneben konnte man von Reichenbach
aus auch über Ebersbrunn nach Zwickau gelangen. Der Umstand aber, daß schon
1225 von einem novum forum (= Neumark) die Rede ist, daß also schon
in dieser für das Vogtland frühen Zeit Neumark als Ort mit Marktverkehr
und Rechten eines Marktes genannt wird, deutet darauf hin, daß der
Handelsverkehr vor allem über dieses novum forum gezogen ist, wenigstens
in den älteren Zeiten. Es ist nicht ohne Bedeutung, daß in
unmittelbarer Nähe der Straße, dort, wo sie bei Pöhl die Trieb überschreitet,
die bronzezeitliche und vielleicht dann auch slavische Wallanlage des Eisenberges
gelegen ist, gewiß ein deutliches Anzeichen dafür, daß wir
hier wirklich einen Straßenzug ältester Zeit vor uns haben. (Hennig,
Boden und Siedlungen, S. 99) Neben der direkten Verbindung Limbach-Mühlwand-Reichenbach
führte auch noch ein kleiner Umweg von Limbach über Netzschkau,
Mylau nach Reichenbach. Doch das späte Auftreten Mylaus und Netzschkaus
als Städte sagt uns, daß diese Abbiegung für den Fernverkehr
weniger in Betracht kam und mehr nur von lokaler Bedeutung war. Die kürzere
Verbindung Limbach-Mühlwand-Reichenbach wird uns schon 1140 (M. U., 2.
Bei einer Grenzbeschreibung eines Grundstückes zwischen Rotschau und
Schönbrunn) als die Straße von Reichenbach nach Plauen (semitam
a Richenbach ad Plawen tendentem), 1317 als die „hoenstrasse” genannt.
Sie ist auch später, nach den Karten des 18. Jahrhunderts, die offizielle
Landstraße (Wenn 1564 befohlen wird, daß die Fuhrleute über
Plauen, Mylau, Reichenbach nach Zwickau fahren sollen (Cod. August., II, 1168,
vergl. auch Haustein, S. 25). so ist hiermit nicht gesagt, daß die offizielle
Landstraße durch Mylau führte, da dies aus keiner Karte zu ersehen
ist.)
Vielleicht ebenso alt wie die Straße Hof-Ullitz-Pirk-Plauen ist die
Straße Hof-Schwand-Straßberg-Plauen. Der Name des Ortes und zugleich
auch Rittersitzes Straßberg und das frühe Auftreten desselben
unter diesem Namen (1194) sprechen ganz entschieden dafür, daß hier
schon in früher Zeit eine Straße vorbeiführte. Diese zog von
Hof aus über Marxgrün am Burgstein bei Krebes vorbei über Schwand
(Butterweg), Straßberg nach Plauen. Wer sie benutzte, brauchte bis Plauen
die Elster nicht zu überschreiten, was bei den häufigen Überschwemmungen
(Frühjahr) nicht ohne Bedeutung war.
Ein dritter Straßenzug führte in alter Zeit von Hof aus über
Wiedersberg, Bobenneukirchen, Oelsnitz i. V., Theuma, Treuen, nördlich
an Lengenfeld vorbei nach Hauptmannsgrün („alte Straße") über
Ebersbrunn nach Zwickau. (Nach einer Geleitsordnung für Hof aus dem Jahre
1486 (K. A. Bbg. Sächsisches Buch (1482—99) Bl. 91 ist die Geleitsgrenze
auf der Straße Hof—Oelsnitz „zw Neunkirchen im pach".
Vergl. auch Warg, M. A. P. 21, S. 110; v. Raab, Amt Vogtsberg, S. 89, Anmerk.
3.)
Erwähnt sei noch die Verbindung Plauen-Jößnitz-Elsterberg-Greiz.
Von Greiz konnte man dann Werdau usw. erreichen.
Die kürzeste und zugleich auch die älteste Straße von all
diesen ist die, die über Ullitz, Pirk nach Plauen, von hier aus über
Chrieschwitz, Pöhl, Reichenbach nach Zwickau führt, und die ist
es auch, die den anderen den Rang abgelaufen hat. Die Verbindung Hof-Schwand-Straßberg-Plauen
verlor bald an Bedeutung. Dagegen spielte die Straße Hof-Oelsnitz-Zwickau
in der Zeit, in der Oelsnitz schon wettinisch war, Plauen noch nicht, eine
wichtige Rolle als Konkurrenzstraße zur Plauener. Die Wettiner versuchten öfters,
den Verkehr Hof-Zwickau auf die Oelsnitzer Straße zu ziehen. Erst nach
der Besitzergreifung Plauens (1466) ließen sie davon ab. Seitdem
wurde der Verkehr Hof-Zwickau auf die Plauener Straße (über Zöbern)
festgelegt. In einer „gelaydts tabell” des Amtes Plauen aus dem
Jahre 1532/33 (G. A. W., A. R. 1582/88, Reg. Bb. 1920; v. Raab, Amt Plauen,
8. 148.) wird sie als die „ordentliche Land- und Hauptstraße” im
Amt Plauen bezeichnet, auf der allein alle die Güter, die von Nürnberg
durch das Vogtland (durch diesen „Landkreis”, wie es ausdrücklich
heißt, nicht etwa bloß Amt Plauen) nach Leipzig oder Breslau gehen
und umgekehrt, befördert werden müssen.
1512 (G. A. W., A. R. (Halbjahr 1512) Reg. Bb. 1900.) schon heißt es
: „die brugk zu Pirgk, doruber die landtstrass geim Hove geht”.
Wenn der Elsterübergang bei Pirk durch Überschwemmungen unpassierbar
war, wurde der Verkehr von Hof nach Plauen zeitweilig noch über Schwand
und Straßberg geleitet (Haustein 8.25; Johnson, N. A. 1897, No. 185.)
Sonst aber hatte dieser Verkehrsweg weiter keine Bedeutung mehr. Ebenso war
in dieser Zeit die Straße Plauen-Elsterberg-Greiz usw. nur von untergeordneter
Bedeutung geworden, war es gewiß auch stets nur gewesen.
Eine ebenso wichtige Verkehrsrichtung durch das heutige sächsische Vogtland
wie die von Südwesten-Nordosten war die von Süden nach Norden und
Nordweste n. Ihr folgten verschiedene Straßen.
Von Eger aus gelangte man über Asch oder östlich über Landwüst
nach Adorf (v. Raab, Amt Vogtsberg, S. 228.) Von Adorf führte die Straße über
Oelsnitz, Oberlosa, über den Kemmler hinweg nach Plauen. Vor Plauen kreuzte
sie sich mit der Hof-Pirk-Plauen-Zwickauer Straße, überschritt
die Elster, (M. U., 19: pons lapideus (1244).) nahm die von Straßberg
kommende Straße auf und führte dann als „Reichsstraße” aus
dem Tal der Syra nach Syrau zu, von hier über Mehltheuer, Pausa nach
Auma (auch Weida). Daneben bestand auch noch eine Straße Oelsnitz-Taltitz-Weischlitz
(oder Kürbitz) -Thossen-Schleiz. (Siehe v. Raab, Amt Vogtsberg, S. 16;
vielleicht hat v. Raab recht, daß diese Straße die Elster in alter
Zeit bei Kürbitz (1298 die Elsterbrücke bei Kürbitz erwähnt,
M. II. 134) überschritt.) Ferner stellte eine Straße die Verbindung
Plauen-Schleiz-Saalfeld her. Sie zweigte von der Plauen-Straßberger
Straße dort ab, wo sich heute der Altmarkt der Altstadt Plauen befindet,
und schlug die Richtung über Oberneundorf, Schneckengrün, Schönberg,
Mühltroff nach Schleiz ein. Erwähnt sei noch die Straße Plauen-Elsterberg-Weida,
von der aus man auch Greiz erreichen konnte. (Die Straße Schleiz-Neundorf-Plauen
wird 1580 in dem Bericht des Schössers Adam Freyge als die alte
Landstraße nach Thüringen bezeichnet, die nicht einzelnen Grundherren
oder Gemeinden, sondern allein dem Landesherrn gehöre, jedoch nicht
mehr in Gebrauch sei. Johnson, V. A. 1897, No. 289.)
Von allen diesen verschiedenen
Straßen wurde die Straße Eger-Adorf-Oelsnitz-Plauen-Pausa-Auma
(Verbindung nach Weida) die ordentliche Handelsstraße. Von ihr
heißt es in der Geleitstabelle von 1532/33, daß auf ihr am meisten
die Fuhrleute fahren, die von Adorf, Markneukirchen und Eger nach Thüringen,
Naumburg, Halle, an den Harz und nach Magdeburg gelangen wollen.
Nach dieser Geleitstabelle von 1532/1533 durften im Gebiete des Amtes Plauen
zunächst einmal nur auf den beiden Straßen Hof-Pirk-Plauen-Zwickau
und Eger-Plauen-Auma Zentnergüter durchgeführt werden. Außerdem
konnte der durchgehende Frachtverkehr noch die Straße Oelsnitz-Taltitz
usw. und von Oelsnitz aus nach Zwickau die Straße über Theuma durch
das Amt Plauen benutzen. Die alten Straßen im Amte Plauen : Hof-Straßberg-Plauen
und Schleiz-Neundorf-Plauen werden gar nicht genannt. Sie spielten also in
dieser Zeit für den durchgehenden Handelsverkehr, und der nur interessiert
uns hier, keine Rolle mehr. Dasselbe gilt auch für die Straße Hof-Bobenneukirchen-Oelsnitz,
da die durchgehenden Frachtgüter Hof-Zwickau ja über Plauen geführt
werden mußten. Von lokaler Bedeutung blieb sie natürlich. Später
griff sie noch weiter nach Süden aus und schlug die Richtung über
Gassenreuth, Unter-Triebel ein, wie ja auch heute die Staatsstraße geht.
Zu diesen Straßen gesellen sich noch verschiedene Übergänge
in der Nord-Südrichtung. Auf dem einen gelangte man von Reichenbach aus über
Treuen, Schöneck, Markneukirchen, Landwüst nach Eger, auf dem andern
von Reichenbach über Lengenfeld, Auerbach, Jägersgrün, Klingenthal,
Graslitz ins Egertal. Eine Straße von Auerbach über Falkenstein
nach Poppengrün stellte die Verbindung zwischen beiden her. In der
Südrichtung durchquerte dann weiterhin das Gebiet des heutigen sächsichen
Vogtlands noch eine Straße, die von Hof aus über Mißlareuth,
Kornbach, Schönberg in Pausa in die Plauen-Pausa-Aumaer Straße
einmündete. (Hierüber wie auch über das Folgende siehe die
Geleitsbeschreibung vom Jahre 1486 in K. A. Bbg. Sächs. Buch 1482—1499
(Bl. 91)) Eine sehr wichtige Straße vermittelte den Verkehr von Hof über
Gefell, Schleiz, Auma nach Leipzig zu. Diese Straße liegt außerhalb
des sächsischen Vogtlandes, doch muß sie hier erwähnt werden,
weil sie seit dem 15. Jahrhundert als Konkurrenzstraße zur Hof-Plauen-Zwickauer
bez. Leipziger Straße eine bedeutsame Rolle spielen sollte.
Das Bild wäre nicht vollständig, wenn wir nicht der Straße
gedenken wollten, die drittens in fast rein westöstlicher Richtung
ein beträchtliches Stück des gegenwärtigen sächsischen
Vogtlandes durchzog. Sie führte von Hof über Gassenreuth-Posseck-Freiberg-Adorf-Markneukirchen-Schönbach
ins Egertal.
Alle diese Straßen bildeten die notwendige Voraussetzung für
die Entwicklung von Städten im oberen Elstergebiet. Ja, die späteren
Städte können uns in ihrer Anordnung selbst einen Hinweis für
den Lauf der alten Straßen geben. Die Straßen, die das altslavische,
also das am längsten und dann später auch wieder in der Hauptsache
am dichtesten besiedelte Land durchquerten, besaßen natürlich
auch den meisten Verkehr, an ihnen entstanden die ältesten und wichtigsten
Städte des Vogtlandes. Plauen mußte seiner ganzen Lage nach,
im Mittelpunkt des alten Kulturlandes, als wichtiger Straßenknotenpunkt
die bedeutendste Stadt im Gebiet der oberen Elster werden.
Zwischen den genannten Straßen entwickelte sich ein Netz von Verbindungswegen,
auf die im einzelnen hier nicht eingegangen werden kann. Jedes Dorf stand
ja mindestens durch einen Weg mit dem benachbarten in Verbindung. Erwähnt
seien nur der über Schöneck von Klingenthal nach Oelsnitz führende
Verbindungsweg und die Verbindungen Pausa-Greiz, Greiz-Reichenbach und Elsterberg-Netzschkau.
Zoll und Geleit im Amt Plauen (nach dem Erbbuch vom Jahre 1506)
3 gr. von einem Wagen, der Zentnergut führt; 4 gr. muß der Wagen geben, so
man ihm einen Geleitsmann zuschickt
3 gr. von einem Wagen mit (rheinischem, Franken- oder Land) Wein
1 Lägel (kleines Fäßlein) Süßwein gibt man von einem Wagen, der süßen Wein
führt
6 pf. von einer Tonne Honig; wo ab volle Ladung ist, wird gewöhnlich 3 gr.
von einem Wagen gefordert
6 pf. von einem Eimer Mets, wo aber volle Ladung ist, wird wie mit Honig gebraucht
und genommen
6 pf. von einem Ballen gahren Leders
6 pf. von einem Schock Rauhleder
3 pf. von einem Fuder Salz
3 pf. von einem Wagen Bier
3 pf. von einem Wagen Getreide
3 pf. von einem Karn mit Obst